Ich muss endlich das Manuskript für meinen neuen Roman fertigstellen, doch gleichzeitig lockt mich der Frühling mit seinen ersten Sonnenstrahlen zu einem Ausflug in den Süden. Wie kann man das Dilemma lösen? Vielleicht genauso wie im letzten Jahr als ich für 10 Tage in Lissabon auf work & travel gesetzt habe. Diesmal geht es jedoch 300 Kilometer höher in den Norden Portugals nach Porto, wo ich mir zunächst das Hotel The Yeatman anschaue und dann für 9 Nächte im Condes de Azevedo Palace übernachte.
Hier steht mir ein Prestige Apartment zur Verfügung, das über ein gemütliches Wohnzimmer mit Essnische verfügt sowie einem Schlafgemach im oberen Stockwerk, das mit einem rustikalen Schreibtisch ausgestattet ist.
Abgerundet wird die Wohnfläche von einer vollwertigen Küche, die mir alle Möglichkeiten bietet, die man für ein Arbeits- und auch Urlaubserlebnis in Porto so benötigt. Am Ende werden die erstklassigen Restaurants jedoch viel zu überzeugend sein, um hier abendlich den Kochlöffel zu schwingen, doch zum Frühstück und auch Lunch ist die Küche voll im Einsatz.
Während ich tagsüber zwischen dem Schreibtisch und meinem Lesesessel hin und her wechsle, erkunde ich am Nachmittag die Höhepunkte dieser sehenswerten Stadt. Und davon gibt es einige zu entdecken.
Dom Luis I Brücke und Villa Nova de Gaia:
Die 380 Meter lange Bogenbrücke verbindet Porto mit Villa Nova de Gaia, einer kleinen Stadt, die Stammsitz der berühmten Portwein-Häuser ist.
Von Taylor´s über Croft bis hin zu Sandemann, haben sich alle bekannten Marken hier mit ihren Weinkellern verewigt und bieten Führungen und Portweinproben an. Man sollte unbedingt am Cais da Ribeira de Gaia entlangschlendern und den traditionellen Boten beim Be- und Entladen von Touristen zusehen, die hier zu einer Fahrt auf dem berühmten Douro-Fluss aufbrechen.
Mein Gastro-Tipp ist der Mercado Beira Rio, wo man an unzähligen Ständen leckere Tapas mit Wein und Bier probieren kann.
In unmittelbarer Nähe zur Markthalle befindet sich übrigens das Straßenkunstwerk des halben Hasen, der vollständig aus Schrott besteht und an die Ecke einer Häuserwand montiert wurde.
Für den Rückweg zur Altstadt von Porto gibt es jetzt 2 Möglichkeiten, denn man kann die Ponte Dom Luis auf dem unteren wie oberen Fahrbahnträger überqueren, wobei der obere deutlich mehr Spaß macht, da man zuvor mit der Seilbahn, dem Teleférico de Gaia, bis zum südlichen Stützpfeiler schweben kann. Danach genießt man die Überquerung mit den garantiert besten Aussichten auf die Ribeira von Porto.
Das Altstadtviertel Ribeira:
Der große Vorteil meiner Unterkunft liegt in seinem Standort begründet, denn der Condes de Azevedo Palace liegt direkt neben der Kathedrale von Porto, die erhaben über dem Gassenlabyrinth der Altstadt thront.
Von hier liegt einem der Kern der Stadt zu Füßen und man weiß im Grunde gar nicht, wo man starten soll. Doch Fehler machen kann man keine, denn Porto lässt sich gut an 1-2 Tagen erkunden und so lässt man sich zunächst mal hinunter bis zum Douro treiben, wo Straßenmusiker Gäste in Open Air Cafés und Restaurants aufs Beste unterhalten. Hier ist am Tag und Abend immer etwas los und man kann gar nicht genug vom bunten Treiben kriegen, so dass ich mich gemächlich bis zur Igreja de Sao Franciso durchhangele, die zum Weltkuturerbe gehört.
Der, im barocken Stil erbaute Innenraum, ist absolut beeindruckend, auch wenn mich die Ansammlung von Verzierungen und heiligen Figuren schier überfordert. Spontan erinnert es mich an die wunderbaren Kirchen von Quito in Ecuador. Nicht versäumen sollte man übrigens die Katakomben unterhalb der Kirche, wo Franziskanermönche in steinernen Sarkophagen beerdigt wurden. Wer ein wenig Nervenkitzel sucht, der blickt durch das Bodenfenster im Seitengang direkt auf eine Ansammlung von Schädeln und Gebeinen, die es nicht mehr in den Sarkophag hineingeschafft haben.
Mindestens genauso eindrucksvoll ist die Igreja dos Clérigos mit ihrem berühmten Glockenturm, dem Wahrzeichen der Stadt Porto. Mit 76 Metern Höhe und 225 Stufen ist er der höchste Kirchturm Portugals. Nicht weit davon entfernt liegt ein wahrer Wallfahrtsort für Bücherfans, denn nirgendwo ist die Schlange zum Anstehen länger als vor der Livraria Lello.
Angeblich hat sich hier Joanne K. Rowling hier zu ihren Harry Potter Romanen inspirieren lassen, so dass der Einlass in die Buchhandlung mittlerweile sogar 6 € Eintritt kostet. Trotz des stolzen Preises hat man den Laden leider nie für sich allein, was den Eindruck leider etwas trübt, zumal man locker eine Stunde anstehen muss, um endlich einen Blick hineinwerfen zu dürfen.
Mein Gastrotipp im Zentrum ist das Cúmplice Steakhouse, ganz in der Nähe des Azevedo Palace, wo es das beste Steak der ganzen Stadt gibt. Wunderbar serviert in kleinen Streifen, angereichert mit Gemüse und dem leckeren Trüffel Püree.
Ein Spaziergang zum Meer
6,6 Kilometer sind es bis zum Farolim de Felgueiras, jenem Leuchtturm, der direkt am Meer steht und über die Stadt Porto wacht. Hier treffen der Atlantik und der Rio Douro aufeinander und obwohl die Bauten an der Promenade nicht die schönsten sind, hat die Atmosphäre etwas Magisches.
Bei hohem Wellengang ist der Steg zum Aussichtspunkt gesperrt, doch bei Sonnenschein und ruhiger See kann man bis zur Spitze wandern und den Fischern beim angeln zusehen. Unterwegs trifft man an der Promenade auf das Restaurante Bocca, wo es nicht nur guten Fisch, sondern auch eine sensationelle Pizza aus dem Holzofen gibt. Prädikat: Unbedingt Probieren!
Den Rückweg kann man übrigens ganz entspannt mit der Eléctrico antreten, der nostalgischen Straßenbahn, die ein wenig an die Cable Car von San Francisco erinnert. Für 3,50 € ist man in wenigen Minuten zurück in der lebendigen Ribeira.
Porto hat viele prunkvolle Plätze und Gebäude, leider aber auch unzählige Lost Places, die dem Untergang geweiht sind. Es gibt soviel Potenzial, um diese Stadt noch weiter herauszuputzen, doch auf der anderen Seite, macht diese Diskrepanz im Straßenbild den märchenhaften Charme aus.
Ich habe viele Lieblingsorte in mein Herz geschlossen wie z. B. das Base Porto, einen Kiosk, der auf dem Dach eines Shoppingcenters steht und in einen Olivenhain hinein platziert wurde. Hier sitzt man im Gras, trinkt seinen Port und lässt sich von der Stadtkulisse einfach nur berieseln.
Mit einem letzten Frühstück im Condes de Azevedo Palace geht es zurück nach Hause. Wobei das Wort Frühstück untertrieben ist, denn das Azevedo Palace Team serviert mir jeden Morgen ein opulentes Mahl bestehend aus Omelette, Bruschetta, Brötchen, Croissants, Käse, Wurst, den köstlichen Pastei de Nata, Jogurt und auch Obst. Jeden Morgen? Jeden Morgen! In diesem Sinne schicke ich am letzten Tag mein Manuskript an den Verlag und verabschiede mich von Pedro, meinem Gastgeber, der mich wunderbar betreut hat während meiner work & travel Zeit in Porto.