Winter in Grindelwald

By In So Close

Der Schnee glitzert wie Goldstaub im Sonnenlicht und tanzt vor meinen Augen, als gäbe es ein großes Fest zu feiern. Am Ende feiert er sich selbst, denn der Anblick auf die meterhoch verschneiten Skipisten und Almhütten am Eigergletscher ist einfach atemberaubend. Immer wieder verlangsame ich meine Fahrt, um das Spiel der Sonne an der Dreifaltigkeit von Jungfrau, Eiger und Mönch in mich aufzusaugen. Für diesen Anflug von Magie bin ich ins Berner Oberland gekommen und ein Teil von mir wird nun für immer hier bleiben.

Einmal im Winter nach Grindelwald reisen, um vom Hotel Belvedere aus, in diese einmalige Landschaft einzutauchen, so lautete mein Plan. Bereits bei der Anreise wirbeln die Schneeflocken ordentlich gegen die Windschutzscheibe meines Ranch Rovers, während ich mich immer tiefer ins Tal vorwage. Die mächtige Eiger Nordwand zieht es heute vor, im Nebel zu verschwinden, so dass ich mich ganz auf die gut geräumte Grindelwaldstrasse konzentrieren kann, die mich direkt vor dem Palastbau des Hotel Belvedere abgibt.

Es ist ein Wiedersehen nach fast 5 Jahren und ich bin ganz begeistert, was sich in der Zwischenzeit getan hat. Die moderne Lobby, mit den gemütlichen Sitzmöbeln und dem Billardtisch, versprüht alpine Leichtigkeit und die großen Panoramafenster bieten die perfekte Bühne für eine gewaltige Bergkulisse.

Die Deluxe-Zimmer sind dabei mit Parkettböden und einer Sofaecke ausgestattet und verfügen über einen Balkon, der den Eiger und das Wetterhorn quasi auf dem Silbertablett servieren.

So stehe ich auf meinem kleinen Stück vom Himmel und lasse mir die Flocken um die Nase wehen, bevor es voller Energie hinab ins „Winterwonderland“ zur Gletscherschlucht geht.

Von hier führt ein bestens präparierter Wanderweg entlang der Schwarzen Lütschine zurück ins Dorf, so dass man gut und gerne 2 bis 3 Stunden unterwegs sein kann. Dabei scheint der Schneegott keine Grenzen zu kennen, hat er sich doch mit dem Skigott abgesprochen, der für Morgen Sonnenschein auf allen Pisten voraussagt. Von daher lasse ich mich weiter entspannt einschneien, genieße die Dämpfe im 36 Grad warmen Sole Whirlpool und freue mich auf das 4-Gänge-Menü am Abend.

Neben Carpaccio und gegrilltem Zander, wartet jeden Montag eine ganz besondere Überraschung auf die Gäste in Person von Chantal Bär. Sie kümmert sich nicht nur wunderbar um unsere kulinarischen Vorlieben, sondern setzt mit dem Live-Cooking von flambierten Crêpes in Grand Marnier einen explosiven Höhepunkt.

Auf die Frage, ob denn Morgen nicht schon wieder Montag wäre, lacht sie nur und meint, dass besondere Momente durch ihre Seltenheit den Glanz erhalten.

Diesen Worten lässt der Wettergott am nächsten Morgen Taten folgen, präsentiert er doch die Eiger Nordwand in der Gänze bis zum Gipfel.

Also nichts wie raus aus den Federn und hinauf zum Eigergletscher, den die nagelneue Eiger-Express-Bahn in sportlichen 15 Minuten bewältigt. Danach steht man erst einmal fassungslos auf 2.320 Metern und blickt hinauf zum weltbekannten Dreigestirn.

Hier soll man also auch noch Skifahren können? Und wie, denn die Pisten bestehen heute Morgen aus feinstem Pulver, das zur Seite gedrückt werden will, um die ersten Spuren eines Skifanatikers zu hinterlassen. Dabei erweist sich das Gebiet als durchaus abwechslungsreich, düst man zwischen Kleiner Scheidegg, Männlichen und Wengernalp stets hin und her, um immer wieder neue Varianten zu entdecken.

Meine Höhepunkte sind zudem die episch langen Abfahrten bis nach Grindelwald, die vorbei an tief verschneiten Wäldern, immer wieder Panoramen auf die, in der Sonne glitzernden, Berggipfel präsentieren.

Die Zeit vergeht mit opulenten Schwüngen und man muss mich förmlich von der Piste tragen, bis ich dann erschöpft und überglücklich in der warmen Lobby vom Belvedere den Tag Revue passieren lasse. Es gibt eine heiße Suppe, dazu frisches Brot und den winterlichen Sonnenuntergang an der Eiger Nordwand. Alles ein wenig zu schön, um wahr zu sein. Aber das aufmerksame Team vom Belvedere findet selbst darauf noch eine Antwort, steht in meinem Zimmer doch bereits die Schachtel mit Pralinen, um den Abschied zu versüßen.

Allein aus diesem Grund muss ich am Ende eine Reisewarnung an alle Ski- und Landschaftsenthusiasten aussprechen: Seid gewarnt, Grindelwald im Winter macht süchtig und man möchte diesen Ort erst gar nicht mehr verlassen. Zumindest wenn man so herzlich bewirtet wird, wie im Hotel Belvedere.

Dieser Artikel entstand auf Einladung des Hotel Belvedere in Grindelwald. Mein Dank gilt Simon Wälti, der dieses Erlebnis möglich gemacht hat.

Wie es im Sommer im Hotel Belvedere ist, erfahrt ihr in meinem Bericht über das Jungfraujoch.

1 Comment
  1. […] hier könnt ihr nachlesen, wie der Winter in Grindelwald […]

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