Sechs sells. Aber nicht am frühen Morgen. Also Weckernadel einfach eine Runde weiterdrehen und zurück aufs weiche Kissen. Man wird älter. Doch natürlich kratzt mich das schlechte Gewissen von der Matte, denn schließlich grinst mich der Nieselregen durch die klatschnassen Scheiben förmlich an. Pfingsten bei 6 Grad in München ist kein Zuckerschlecken, deshalb rein ins Cabrio und ab nach Bella Italia.
Es klingt wie ein altes Märchen, doch auf den Brenner ist Verlass. Die Sonne kämpft sich durch die letzten Wolkenfelder und die Temperatur klettert auf solide 20 Grad. Es geht nach Sankt Magdalena. Nichts aus dem Reiseführer, sondern was aus Google. Habe einfach mal auf Südtirol und Bilder geklickt und der Adolf Munkel Weg ist dabei rausgekommen. Nach guten 3 Stunden biege ich also auf eine kurvenreiche Stichstraße und fahre hinter Traktoren und kriechenden Alt-Tirolern her. Bei aller Schönheit will sich das gegoogelte Panorama einfach nicht einstellen. „Was ist hier los?“ frage ich die Dame am Ende aller Wege in Sankt Magdalena. „Na ja. Sie sind im Gsiesertal und wollen sicher ins Val di Funes, ins Villnösstal. Da gibt es auch ein Santa Maddalena. Aber das schaffen sie jetzt nicht mehr. Das ist ein Umweg von 90 Minuten“ Und wie ich das schaffe. Der ewige Kampf gegen das Navi wird locker um eine halbe Stunde geschlagen und dann taucht am Ende der Straße tatsächlich das einzig wahre Santa Maddalena auf.
Doch keine Zeit für Dorfkultur, denn Adolf Munkel und sein Treck warten an der Zanser Alm auf mich. Die Berghütte wird von einem großen Parkplatz eingerahmt, auf dem man für 5€ den ganzen Tag verweilen darf.
Die wunderschöne Tour zur Gschnagenhardt Alm pendelt immer entlang der Geislerspitzen zwischen 1.700 und 2.000 Höhenmetern und ist deshalb bereits im Frühjahr sehr beliebt. Doch wie immer in Südtirol verteilt sich der Ansturm auf unzählige Gipfel und Almen.
Das erste Teilstück windet sich stetig nach oben durch ein Waldgebiet. Hin und wieder liegen letzte Schneereste herum, die den Turnschuhträger schnell zur Umkehr zwingen. Und dann wird der Blick auf die imposanten Steilfelsen der Geislernordwände frei. Nicht atmen, nur staunen.
Das hier ist Reinhold-Messner-Land. Der berühmte Bergsteiger ist hier beheimatet und unterhält in der Region nicht weniger als sechs Museen. Und wenn der Reinhold diese Strecke schafft, dann sollte das für mich ein Klacks sein.
Ist es auch, denn die 8,7 Kilometer lassen sich wirklich recht einfach mit viel Genuss in 3,5 Stunden begehen. Und dabei hat man noch die eine oder andere Aufnahme gemacht. Großer Vorteil: Es wird nie langweilig, da fast immer Panorama angesagt ist. Ein Tipp für die Einkehr ist die Gschnagenhardt Alm der Familie Profanter.
Und Familie wird hier noch mit Leidenschaft gelebt. Opa stimmt schlüpfrige Lieder am Akkordeon an, während die Enkelin frischen Kaiserschmarrn und Schinken-Käse-Platten serviert. Mehr Idylle schafft nur der Hochsommer. Dann liegen hier noch Milka-Kühe herum. Allerdings braun, nicht lila.
Das Südtirol nicht nur Berge, sondern auch pittoreske Städtchen hat, zeigt das mediterrane Meran.
Es klingt nach Kururlaub und letzte Ruhestätte, doch Pustekuchen. Die Stadt verzaubert durch alte Villen, Weinberge, Palmen (ja Palmen) und die reißende Passer, die mitten durch den Ort fließt. Knapp 40.000 Menschen leben hier, schön gleich verteilt in deutsch- und italienischsprachig. Dadurch, dass Meran in einem Talkessel liegt, ist das Wetter meist sonnig warm, während auf den umgebenden 3.000ern noch mächtig Schnee liegt. Auf dem Pulverturm kann man sich einen großartigen Blick auf Stadt und Umgebung verschaffen.
Dann auf einen Aperol Spritz ins Bistro La Piazza und anschließend auf eine italienische Holzofenpizza am Corso della Liberta. Das hätte so gut geklungen. Doch sie hatten nur Spargel mit Meraner Schinken. Tja, man wird halt älter.
Mehr zum wunderschönen Städtchen Meran gibt es in meinem Bericht über das Chalet Mirabell Hotel.