Valencia, Spanien

By In So Close

Exakt 207 Stufen hinauf geht es auf den Turm der Catedral de Santa Maria de Valencia. Und jede Einzelne beißt sich wie ein Werwolf in meine Waden. Hin und wieder kämpft man sich im extrem schmalen Treppenspiral an keuchenden Touristen vorbei.

Der ein oder andere hätte den Aufstieg wohl lieber mit Sauerstoffmaske gemacht. Doch Irgendwann wird Licht und man hat die ganze Stadt vor der Linse.

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Ein perfekter Platz um einen Rundgang zu planen. Gerade als mein pochendes Herz zur Ruhe kommt, dröhnt die gigantische Glocke direkt über mir und verkündet 2 Uhr Nachmittags. Um 12 möchte ich das wirklich nicht erleben.

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Valencia ist so etwas wie die optisch kleine Schwester von Barcelona. Knapp 800.000 Menschen leben hier und lassen das Leben in der Altstadt genauso lebhaft erscheinen, wie in der katalanischen Metropole. Doch was wartet sonst noch auf uns?

Im Süden reicht der Blick bis ans Meer. Ein breiter Stadtstrand mit Hafenpromenade macht Valencia zu den wenigen Städten, wo Beachlife und City nahtlos ineinander übergehen. Im Sommer einfach perfekt, auch wenn der Paseo Maritimo (Strandpromenade) einen optischen Rebrush gebrauchen könnte. Aber hey, die Sonne knallt, die Palmen wiegen im Wind, die Drinks sind eisgekühlt.

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Angrenzend an den Jachthafen, beginnt der grüne Gürtel von Valencia. Wie ein Fluss zieht sich ein grüner Streifen aus Parks, Gärten und Sportanlagen endlos durch die ganze Stadt. Ein perfekter Platz zum joggen, entspannen und besichtigen. Direkt am Meer stehen 4 futuristische Museums- und Kulturbauten, die es locker mit der Sydney Opera aufnehmen können. Vorneweg der Palau de les Arts, das größte Opernhaus Europas.

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Wirkt wie der Helm eines Stormtroopers und ist umgeben von riesigen Wasserbecken. Doch Futureworld wird noch ergänzt durch das La Ciutat de les Arts i les Ciènces und das L´Oceanografic. Wechselnde Ausstellungen im Dienste der Wissenschaft, aber vor allem von außen ein Muss.

Valencia

21 Jahrhunderte voller Altstadtgeschichte bestimmen den Kern Valencias. Und es ist das Gesamtkunstwerk aus verwinkelten Gassen, prachtvollen Bauten und den orangen-geschwängerten Bäumen, welches mich so fasziniert. Man kommt hier irgendwie nicht weit, ohne dass an der nächsten Ecke nicht wieder eine Tapas Bar mit Rioja und Cervezza auf dich wartet. Also warum nicht. Tapas werden nicht serviert, sondern ausgestellt. Du nimmst dir einfach einen Teller und kreist wie am Buffet. Abgerechnet wird nach Sticks. Und niemals die Varianten mit Jamon Iberico und Chorizo auslassen. Die Stadt verkauft hier eindeutig ein Lebensgefühlt, das man mit ein paar lächerlichen Zeilen nicht annähernd beschreiben kann.

Was muss man noch sehen?
Na auf jeden Fall den Mercato Centrale, eine große Markthalle inmitten der Altstadt, wo um die 300 Händler jeden Tag frische Waren ausstellen und anbieten. Unbedingt bis 14 Uhr hier sein, danach wird rigoros abgebaut und der ganze Zauber ist vorbei. Auf Tripadvisor ist das die absolute Nummer 1 unter den Sehenswürdigkeiten. Das liegt nicht nur an Gemüse, Obst und nochmals Schinken, sondern auch am Gebäude selbst. Eine mächtige Kuppel umspannt den Mittelpunkt der Markthalle und macht sie damit zu einem lebendigen Museum.

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Optischer Mittelpunkt der Stadt ist der Plaza del Ayuntamiento mit seinem prächtigen Rathaus sowie dem nicht minder eindrucksvollen Postamt. Hier ist einfach immer etwas los. Konzerte, Demos, Fahrradrennen und guter Startpunkt für jede Citytour.

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Das Tolle an Valencia sind die kurzen Wege. Man kann alles perfekt zu Fuß erreichen, wie zum Beispiel die Stierkampfarena, welche direkt am wunderschönen Nordbahnhof liegt. Bei uns ist Bahnhofslage meist Sinnbild für Schmuddelecke, in Spanien kann sich einfach jeder Bahnhof sehen lassen und ist meist eine eigene Sehenswürdigkeit.
Eleganteste Einkaufsmeile ist mit Abstand die Carrer del Poeta Querol, hier reiht sich Gucci an Louis Vuitton und Bulgari. Wirtschaftskrise hin oder her. Der Spanier kauft trotzdem und die Restaurants sind auch schon mittags gut besucht.

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Eine wirkliche Überraschung sind die mächtigen Feigenbäume in den Jardines de la Glorieta. So etwas habe ich bisher eher in Australien oder auf Hawaii gesehen. Beeindruckend, unvermutet und natürlich umrahmt von Hammer-Gebäuden wie dem imposanten Justizpalast.

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Ich könnte noch 1.000 Ecken und Nischen benennen. Aber macht euch selbst auf den Weg, lasst das Auto daheim, denn parken kosten ein Vermögen und erkundet diese wunderbare Stadt. Kleiner Tipp: schaut am besten Mitte März vorbei. Dann sind hier die Fallas, eine explosive Variante des Karnevals. Ein Riesenspektakel, was ich mir nicht entgehen lassen werde.
Und zum Schluss noch drei Geheimtipps für Valencia: Legen wir los mit einem ordentlichen Frühstück. Brunch Corner heißt das kleine Cafe an der Placa de Sant Bult, welches lediglich über 4 Tische im Innenraum verfügt.

Dafür kann man herrlich entspannt schlemmen und die wunderbaren Pfannkuchen genießen.

Etwas Kultur gefällig? Dann ab zur Parroquia de San Nicolas, einer prachtvollen kleinen Kirche an der Calle Caballeros, die von außen kaum auszumachen ist. Innen erinnert sie aufgrund ihrer opulenten Malerei ein wenig an die Sixtinische Kapelle in Rom.

Und wer sich jetzt bereits nach einem Gin Tonic fühlt, der findet sicher im recht abgefahren altmodischen Café de las Horas eine hervorragende Auswahl. Eine Warnung muss ich jedoch aussprechen: Wer Gin kann, der kann auf keinen Fall Kuchen!

Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist, findet hier noch mehr Reisetipps zu Valencia.

Update: An einem der schönsten Plätze der Stadt, dem Plaza del Patriarca, hat vor kurzem das sehr stylische Tago Mago eröffnet und serviert ganze Dinner-Menüs für schlanke 14,90 €. Meine Wahl viel auf die Tomatenbombe, den Black Angus Burger und als Dessert auf eine traumhafte Tarta Banoffee.

Das Beste wie immer zum Schluss und da kommt mir das Goya Gallery Restaurant an der Av. del Regne de València gerade recht. Das Interieur ist eine Mischung aus hochwertigen Antiquitäten, Kunst und modernen Vertäfelungen und gibt dem Besuch sofort etwas Besonderes. Entsprechend ist das zumeist einheimische Publikum herausgeputzt ohne aufgedonnert zu wirken. Die mehrfach ausgezeichnete Küche ist gespickt mit valencianischen Spezialitäten wie die obligatorische Paella oder die Vorspeise Escalibada, doch auch internationale Hauptgerichte wie Steaks und Fisch werden im Goya-Style interpretiert. Für mich gehört der stets ausverkaufte Gourmet-Tempel zu den besten der Stadt, also unbedingt reservieren, selbst wenn ich als überpünktlicher Deutscher um 21 Uhr mal wieder erster Gast in einem spanischen Lokal war.

Und immer wenn du glaubst es geht nicht besser, dann begebe dich am Ende ins La Sucursal und lasse dich vor der hell beleuchteten Hafenkulisse von einem 10-Gänge-Menü verwöhnen.

Recht geheimnisvoll bringt mich der Security-Gard auf die oberste Plattform des Veles e Vents, wo sich dieses herausragende Restaurant befindet, welches gefühlt gerade mal 10 Tische anbietet, die auch noch wunderbar großzügig voneinander getrennt sind. Neben dem Ausblick auf den Hafen, blickt man zur gegenüberliegenden Seite direkt auf den riesigen Küchenblock, wo alles live und frisch zubereitet wird. Wählen kann man zwischen dem Grand Menu und einer abgespeckten Variante aus immerhin 10 Gängen für die ich mich entscheide.

Die 70 € sind mehr als gut investiert, denn es folgt ein wahres Feuerwerk an Fisch- und Fleischspezialitäten, die wunderbar zubereitet den Abend zu einem echten Event machen.

5 Comments
  1. […] ich nicht mehr alte Tütensuppe aufwärmen, sondern lieber im Dauerstress untergehen. Also ab nach Valencia, auch beruflich, doch es gibt ja sowas wie Siesta. „Hast du dich auch was hingelegt?“ fragte […]

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  2. […] Hier findet ihr meinen ersten Bericht zu Valencia. […]

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  3. […] gigantischen Shitstorm. Normalerweise erwartet man von Dickmanns exzellente Schokoküsse, doch in Valencia macht der Kerl auch noch in Mietwagen. Gebucht über Check24 schaue ich 2 Stunden vor Abholung […]

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  4. […] Mehr Spanien gibt es in meinem Städtetrip ins wunderschöne Valencia. […]

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  5. […] Noch mehr „work & travel feeling“ vermittelt übrigens mein Artikel über die spanische Stadt Valencia. […]

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