Sie dampfen, qualmen, grollen, drohen und wollen damit jeden rechtzeitig warnen, der es wagt, ihnen zu nahezukommen. Hin und wieder riskiert ein blauer Himmelsfetzen sein Dasein, um die Sonnenkegel auf einen weißen Gletscher zu lenken, der im Tal für ein Raunen unter den Zuschauern sorgt.
Nirgendwo scheint der Blick aussichtsreicher, als auf meiner Dachterrasse im Hotel Eiger in Mürren, wo ich mit dem Feldstecher die Reihe von Eiger, Mönch und Jungfrau abtaste und damit den Film aller erfolgreichen und gescheiterten Seilschaften förmlich vor Augen sehe. Während die grünen Berghänge um Mürren zum Wandern einladen, zeigt das gegenüberliegende Jungfraumassiv, mit seinen senkrechten Steilwänden, keinerlei Gnade.
Erst jetzt bemerke ich, dass mein Koffer und Rucksack noch unausgepackt im Flur meiner Schildhorn-Suite stehen und darauf warten, in der großzügigen Ankleide endlich zu verschwinden. Die Suite bietet ein urgemütliches Wohnzimmer mit fantastischem Bergblick und Zugang zu jener riesigen Aussichtsterrasse, die man ohne Übertreibung, als Balkon von Mürren bezeichnen könnte. Dazu gibt es ein schickes Schlafzimmer mit alpinen Fotografien sowie zwei Bäder, die exakt den Komfort darstellen, den man sich in dieser Bergregion nur wünschen kann.
Überhaupt ist das autofreie Mürren so etwas wie ein kleines Zermatt, das nur per Luftseilbahn von Stechelberg oder mit der Bergbahn von Lauterbrunnen zu erreichen ist. Abgeholt wird man von der Bergstation mit einem Elektro-Shuttle oder man flaniert entlang der Hauptstraße, mit seinen kleinen Läden und alten Holzchalets, in zehn Minuten zum Hotel.
Danach möchte man diesen Ort am liebsten gar nicht mehr verlassen, denn die Aussicht ist überwältigend, weshalb ich meiner Gastgeberin Susanna Staehli beichten muss, dass ich das tolle Abendessen in ihrem Restaurant kaum genießen kann.
Vor den Panoramafenstern tobt eine 60-minütige Bildoper, die in einem fulminanten Sundowner seinen Höhepunkt findet.
Dazu werden Schweizer Rösti und Kalbsgeschnetzeltes gereicht sowie ein Pinot Noir aus der Schweiz serviert. Noch ein Glas mit Toblerone-Mousse und die nötige Bettschwere ist erreicht, bevor es gleich am nächsten Morgen mit der Wanderung zur Rotstockhütte weitergeht.
Dabei ist der berühmte Northface Trail zur Spielbodenalp eine Empfehlung von Frau Staehli, die mir nach dem üppigen Champagnerfrühstück, durchaus noch eine gut 5-stündige Bergtour zutraut. Wird gemacht und so wandere ich, entlang der Informationstafeln zu den Erstbesteigungen der umliegenden Gipfel, zunächst gemächlich in Richtung Sefinental, bevor es dann anstrengende 250 Höhenmeter recht steil nach oben geht.
Doch damit ist die finale Höhe auch schon erreicht und fortan geht es gemächlich, entlang einer einzigartigen Panoramawand, zur Rotstockhütte, von wo man einen tollen Blick auf die herabhängenden Gletscher des Gspaltenhorn genießt.
Ich gönne mir eine kurze Auszeit und wähle für den Rückweg die Variante über Schiltalp und Sonnenberg, die den oberen Lauf des Northface Trail abbildet und sich über üppig blühende Almwiesen zurück nach Mürren schlängelt.
Anschließend kann man sich wunderbar in der Sauna oder im Schwimmbad des Eiger Hotels erholen, oder man schaltet einfach nur wieder auf das Panoramakino von der Dachterrasse, bestellt ein Entrecote zum Dinner und genießt den Absacker in der gemütlichen Disco-Bar, die heute mal wieder bekannte Ohrwürmer aus den 80ern zum Besten gibt. Eine schöne Zeit in Mürren und dem Lauterbrunnental geht zu Ende.
Ich trinke einen letzten Kaffee auf der Sonnenterrasse, verabschiede mich von meiner tollen Gastgeberin Susanna Staehli und ziehe den Hut vor den drei Berggiganten, die sich heute ohne ihr weißes Wolkenkleid präsentieren. Auf ein Wiedersehen!
Dieser Artikel entstand auf Einladung des Hotel Eiger in Mürren.