Der Fahrtwind jagt ein Gefühl von Sorglosigkeit durch meine Gedanken und weckt unweigerlich Erinnerungen an die großen Balearen-Urlaube der 70er- und 80er-Jahre. Im Radio spielen sie „Gloria“ von Umberto Tozzi oder „Careless Whisper“ von George Michael und quatschen munter in die Songs hinein. Ich muss unwillkürlich schmunzeln, denn selbst mein Cinquecento Cabrio ist nichts anderes als eine Replik aus den großen Anfängen des Tourismus und so passt dieses Bild wie kein anderes in unsere heutige Zeit, die eine Form von Neuanfang symbolisiert.
Die Straße führt in Serpentinen hinauf in die Serra de Tramuntana und Olivenbäume und Pinien stehen Spalier, um meine Ankunft im malerischen Künstlerstädtchen Valldemossa zu begleiten. Einen Ort, den der polnische Komponist Frédéric Chopin einst als schönsten Ort der Welt bezeichnete.
Ein besonderer Flecken Erde, der zum Komponieren, Malen und auch Schreiben anregt, also einen Platz, der mich gesucht und gefunden zu haben scheint. Etwas unterhalb der berühmten Altstadt, mit den kopfsteingepflasterten Gassen und Künstlergeschäften, liegt das Boutique-Hotel Valldemossa, das in zwei mallorquinischen Steinhäusern aus dem 19. Jahrhundert seine Gäste empfängt.
Die historischen Mauern beherbergen ein Ensemble aus 12 einzigartigen Gästezimmern und Suiten, die alle eine eigene Identität widerspiegeln und nach Berühmtheiten der Umgebung benannt wurden. Diese Authentizität spiegelt sich nicht nur in den Zimmern wider, sondern beeinflusst maßgeblich den mehrstöckigen Bau des Hotels, welches in der Form eines Miniaturklosters über unzählige Treppen und Wege erkundet werden will.
Da ist zum einen die wunderschöne Aussichtsterrasse, die zum morgendlichen Frühstück die Meeresbucht um Palma serviert, während sich zum Dinner die Augen an den untergehenden Sonnenstrahlen erfreuen, die sich an den Kirchtürmen und Dachziegeln der Altstadt verausgaben.
Es gibt im Hotel unzählige von diesen Nischen und Plätzen, die einfach zum Verweilen einladen und Aussichten und Einsichten zur Entschleunigung aus unserer getakteten Alltagswelt präsentieren.
Dazu gibt es noch den Garten Eden in Form eines herrlichen Swimming-Pools, der von Olivenbäumen eingerahmt ist und eine willkommene Erfrischung an heißen Sommertagen bietet. Zeit durchzuatmen und die leichte Brise aufzunehmen, um ein Mallorca abseits aller Klischees von Partyhochburgen zu erleben.
Nach dem ausgiebigen Frühstück, welches in Form von exquisiten Rationen aus Brot-, Schinken-, Salami- und Käsespezialitäten, selbst zusammengestellt werden kann, begebe ich mich auf einen Tagesausflug, der dem malerischen Ambiente meiner Unterkunft gerecht wird. Dabei starte ich die Cabrio-Tour in Port de Sóller, dem einzigen Naturhafen an der Nordküste Mallorcas, wo mittlerweile Sport- und Segelboote, die Fischerkutter der Einheimischen abgelöst haben.
Doch die Bucht ist malerisch gelegen und die liebevoll gestalteten Restaurants bieten frischen Fisch und kühlen Wein und legen damit die Grundstimmung für ein mediterranes Feeling, was sich durch den Tag ziehen sollte. Über die kurvige MA-10 setzt man dann eine wahre Serpentinenfahrt durch die Bergwelt Mallorcas fort, die mit dem 1.436 Meter hohen Puig Major ihren Höhepunkt findet. Schattige Pinienwälder wechseln sich mit markanten Felsformationen ab, die hin und wieder sogar von herrlichen Stauseen, wie dem Pantà de Gorg Blau, eingerahmt werden. Ein paar Radsportler und Bergziegen begleiten mich durch diese einzigartige Landschaft, ansonsten genießt man viele einsame Momente und nutzt die Parkmöglichkeiten, um Panoramen in sich aufzunehmen. Der Höhepunkt dieser Rundfahrt in den Nordosten der Insel, wartet dann am äußersten Zipfel, dem Cap Formentor, auf mich.
Im Sommer ist dieser Bereich oft gesperrt und ein Shuttle-Bus übernimmt die gewagte Achterbahnfahrt entlang der mächtigen Klippen. Doch ich habe Glück und kann mit gebührendem Respekt alle Aussichtspunkte ansteuern, die mir Steilküste, Strände und ankernde Segelboote als Fototapete servieren.
Am Ende der Straße gibt es noch den Leuchtturm, der etwa 300 Meter über dem tosenden Mittelmeer thront und den Endpunkt einer landschaftlich herausragenden Spritztour markiert.
Der letzte Abend bricht heran und ich höre aus der Ferne bereits das Klavierspiel von Frédéric Chopin, der die Landschaft um Valldemossa als Inspiration in seine musikalischen Werke einfließen ließ. Mein Tisch im Restaurant Frédéric ist fürstlich gedeckt, die rustikalen Kerzenleuchter erleuchten den Abendhimmel und ermutigen ein paar Fledermäuse zum listigen Schattenspiel. Es gibt sommerliche Salate und frischen Fisch und den mit Abstand besten Blick auf die Altstadt von Valldemossa, was diesen Ort heute zum vielleicht romantischsten Platz auf Erden macht.
Dieser Artikel entstand auf Einladung des Hotel Valldemossa auf Mallorca. Vielen Dank an Maria Perez für die wunderbare Organisation.
Noch mehr Insel-Feeling gibt es in meinem Artikel über Wandern auf Madeira.