Der Himmel ist so blau, als wäre er gelogen. Eine einsame Wolke klebt wie ein Ufo über dem imposanten Dreieck des Piz Roseg und erinnert mich ein wenig an den Lhotse im Himalaja. Doch ganz so hoch geht es hier im Engadin natürlich nicht zu, auch wenn die Perlenkette der 4.000er um den Piz Bernina eindrucksvoll zu den grünen Alpenwiesen kontrastiert. Ich bin an der Corvatsch Mittelstation ausgestiegen und mache mich auf den Weg zur etwa 30 Minuten entfernten Fuorcla Surlej, einer Berghütte, von der man aus ein erstes Gefühl für das perfekte Bergpanorama erhält.
Ein kleiner See wird mittels permanenter Wasserzufuhr am Leben erhalten, nur um den zahlreichen Tagestouristen ein Fotomotiv der Extraklasse zu liefern. Die meist asiatischen Reisegruppen bleiben hier bereits zurück oder machen sich direkt auf den Weg zur Corvatsch Bergstation, wo man auf 3.300 Metern Höhe eine Gletscherwanderung machen kann. Nur wenige schlagen den vielleicht schönsten Panoramaweg in dieser Region ein.
Er führt immer entlang der drei gewaltigen Gletscherzungen Tschierva, Sella und Roseg zur versteckt gelegenen Chamanna Coaz Hütte. Ich spüre meine Schritte kaum, bin wie in Trance beim Anblick der schneebedeckten Bergriesen. Als dann mit dem Lej da Vadret noch ein türkis schimmernder Gletschersee auftaucht, ist es um mich geschehen.
Ich habe mich in die Schweiz und ihre grandiose Bergwelt verliebt. Der Pfad schlängelt sich immer entlang der mächtigen Hänge des Piz Corvatsch und legt dabei gerade einmal 150 Höhenmeter zurück. Trotzdem braucht man ein wenig Kondition für die etwa 4 stündige Tour, denn die Coaz Hütte liegt etwas abgeschieden am Fuße des Roseg Gletschers. Versorgt wird sie per Helikopter, da es keine Gondeln oder Zufahrtswege gibt.
Umso erstaunlicher schmeckt das Original Schweizer Rösti mit Speck und der frisch gebackene Schokokuchen, der hier nach Zentimetern berechnet wird. Demzufolge hatte ich wohl ein 4 Zentimeter langes Stückchen. Mit der letzten Bahn fahre ich zur Gipfelstation und genieße einen 360 Grad Blick, der als Bonusmaterial noch den Silvaplaner- und Silsersee im Angebot hat.
So ein herrlicher Tag, braucht eine perfekte Unterkunft. Und wenn es ein Symbol, ja einen Tempel für exklusive Schweizer Hotelarchitektur gibt, dann ist es sicherlich das Grand Hotel Kronenhof in Pontresina.
„Dürfen wir sie durch das Haus führen?“ empfängt mich Hoteldirektor Marc Eichenberger und gibt mir seine Rezeptionistin Carlotta an die Hand, die mich voller Leidenschaft durch die prunkvollen Säle und Einrichtungen des Kronenhofs führt. Der Beginn ist mit einer nostalgischen Kegelbahn noch recht rustikal, danach folgen Zigarrenlounge, ein Kartenzimmer, in dem schon internationale Bridgeturniere stattgefunden haben, und die großzügige Lobby mit ihren roten Sofas und epischen Panoramafenstern.
Ein Pianist liefert die passenden Klänge. Tagsüber in der Lobby, abends im Restaurant, nachts an der Bar. Ein Wandermusiker, wie er im Buche steht.
Es geht abwärts und zwar in den nostalgischen Weinkeller, wo noch zwei große Eichenfässer als Dekoration an vergangene Epochen erinnern. Die benachbarte Bar mit ihren hundert Kronleuchtern dient heute als Eventlocation. Danach folgt eine Stippvisite ins Gourmet Restaurant Kronentübli, dessen kulinarischer Höhepunkt die Canard a la presse, für Rheinländer auch ausgepresste Ente, ist. Richtig prunkvoll geht es dann im Grand Restaurant zu. Das neobarocke Gewölbe aus dem Jahr 1872 ist mit Gemälden von Otto Haberer verziert, und serviert allabendlich einen Mix aus internationalen Spezialitäten und Schweizer Küche.
Voller Vorfreude und Erwartungshunger stehe ich dann um 20 Uhr vor dem Eingang, nur um dezent auf den vorgeschriebenen Dresscode aufmerksam zu werden. Sakko und Stoffhose sind Trumpf. Also nochmal zurück und rein in den feinen Zwirn, denn selbst die Kids laufen hier vergnügt als kleine Wall Street Broker rum. Meine improvisierte Sommeredition aus Armani-Sakko und Blue Jeans kann zwar nicht ganz mithalten, dafür bewegt sich aber keiner stilsicherer am Dessert-Buffet wie ich. Ich sage nur Schokolade-Erdbeer-Meringata und Erdbeer-Rhabarber-Gratin. Danach noch ein Marillen-Aufklärer an der Kronenhof Bar und der Nacht in der wunderschönen Junior-Suite steht nichts mehr im Wege.
Der Kronenhof besteht mit dem Gasthaus Rössl, dem alten Schulhaus und der Bella Vista aus drei Bereichen, die miteinander verbunden sind. Und genau das macht diese Prachtherberge auch so abwechslungsreich. Es ist immer eine Mischung aus pompöser Tradition und stilvoller Moderne. Beweis dafür, ist der erst 2007 eröffnete Spa-Bereich, der auf 2.000 Quadratmetern neben einem Panorama-Pool auch ein wunderbares Dampfbad bereithält. Ich gebe mich schließlich geschlagen, robbe durch das wunderbar erhitzte Wasser zu einer „Blubberstation“, lasse den Blick über das viel zitierte Alpenpanorama gleiten und denke mir anerkennend: „Wirklich eine Klasse für sich, dieses Grand Hotel Kronenhof“.
Dieser Artikel entstand mit freundlicher Unterstützung des Grand Hotels Kronenhof.
Ein weiteres spektakuläres Hotel in der Schweiz findet ihr hier mit dem Eden Roc in Ascona.