Ich liebe den Südwesten der USA. Wo kann man sonst den Sonnenaufgang am Grand Canyon genießen, anschließend durch die Felsnadeln des Monument Valley kurven und noch am gleichen Abend auf der Sorrel River Ranch bei Moab die Sterne zählen? Nach all den Jahren, nach all den Malen, hat diese einzigartige Landschaft nichts von ihrem beeindruckenden Zauber verloren.
Fast wehmütig verlasse ich den Mohave Point, blicke ein letztes Mal auf den Colorado River, der aus dieser Höhe betrachtet, recht gemächlich durch die Schlucht des Grand Canyon fließt und mache mich auf den Weg ins knapp 500 Kilometer entfernte Moab.
Zu dieser Jahreszeit (Januar) sind die Tage hier im Canyon kalt und sonnig, die Touristen lassen sich an einer Hand abzählen und die prächtigen Wapiti Hirsche kommen bis an den Rand der Straße. Zudem sind alle Aussichtspunkte mit dem eigenen Auto anzufahren, ja es wirkt fast so, als hätte man diese einzigartige Landschaft wieder für sich alleine, was im Übrigen auch für das Monument Valley zutrifft. Am Parkplatz des neu errichteten Visitor Center stehen ein paar verlorene Pick-ups herum und glänzen in der Mittagssonne, während ich mich ohne Stopover direkt auf die 17 Meilen lange „Dirt Road“ begebe, die mich mitten durch das Tal der Monumente trägt. Aussteigen ist leider nur an den ausgeschilderten Parkbuchten möglich, da wir uns auf dem Privatbesitz der Navajo befinden, die keinerlei Exkursionen auf ihrem Territorium erlauben.
Dennoch zieht ein Streifen Zelluloid aus unzähligen Westernfilmen an mir vorbei, als ich erstmals am John Ford´s Point den Motor abschalte, um ein paar Meter bis zum Aussichtspunkt zu laufen. Was für eine Weite und Einsamkeit, die mir in Anbetracht der Straßenqualität zum Vorteil reicht, denn der Rund-Parcours hat für normale PKW durchaus seine Tücken, so dass ich froh bin, diesmal mit einem Allrad-Fahrzeug unterwegs zu sein. Dieser bringt mich dann auch ins nördlich gelegene Moab, wo die etwa 20 Meilen östlich gelegene Sorrel River Ranch versteckt in einem Seitencanyon liegt. Schon die Anfahrt hätte Dali nicht schwungvoller auf die Leinwand pinseln können, führt sie doch immer entlang des Colorado River durch eine mächtige Schlucht, deren Felswände von den letzten Strahlen der Abendsonne in ein orange-rotes Kleid getaucht werden.
Als ich endlich von der Hauptstraße abbiege, kann ich meinen Augen kaum trauen, denn die Mädels und Jungs der Sorrel River Ranch meinen es hier wirklich ernst mit dem Wilden Westen. Pferde und Stallungen links und rechts des Weges, in der Mitte die massive Lodge mit dem fackelnden Steinkamin und den modern-elegant bestückten Sofas und Sesseln. „Welcome to the Ranch“ begrüßt mich Ngoni mit einem breiten Grinsen und drückt mir nicht nur die Keycard in die Hand, sondern stattet mich in kürzester Zeit mit dem Exkursionsprogramm für eine ganze Woche aus.
Zudem empfiehlt er mir einen Besuch im Spa-Bereich, den Sprung in den beheizten Outdoor-Jacuzzi, ja und wenn ich denn unbedingt noch Tennis spielen möchte, wäre das natürlich auch kein Problem.
Nach Deutung meines leicht überforderten Gesichtsausdrucks, reserviert er mir anschließend einfach einen Tisch im River Grill und meint, ich solle vielleicht doch erst einmal ankommen. Und das tue ich dann auch im herrlich vorgeheizten Mesa Studio, wo mir das markante Monster von einem Holzbett direkt eine Wildcard für die perfekte Nachtruhe ausstellt.
Zuvor knabbere ich mich aber noch durch ein hervorragendes Grilled Chicken und nippe am Rotwein, der natürlich aus der Moab Castle Creek Winery stammt. Was für ein perfekter Abend, der am nächsten Morgen nach einem perfekten Ausflug schreit. Unter all den Möglichkeiten, die Moab bietet, entscheide ich mich für den Trail zu den Fisher Towers, so etwas wie eine verdammte Legende, wenn man den Fotos und Berichten im Internet Glauben schenken darf. „Da brauchst du nur dem Highway 128 für 4 Meilen zu folgen, dann kommt ein großes Schild und dann beginnt auch schon der Trail“ lautet die recht einprägsame Beschreibung von Ngoni. Na ja, dann mal los und nach etwa 4 Meilen kommt mir schon das Schild mit Namen Fisher Valley entgegen, was mich über eine Dirt Road schnurstracks ins Backcountry befördert. Irritiert, aber zuversichtlich überquere ich den Fluss, der von der Schneeschmelze ordentlich gefüllt ist und hoffe auf stabilere Straßenverhältnisse hinter der nächsten Kurve.
Nachdem ich dann aber den SUV mit der zehnten Creek-Durchquerung fast versenke, kommen mir erste Zweifel, ob die Jeep-Attrappe wirklich schwimmen kann und der Weg tatsächlich zu den „Towers“ führt. Da sich die Landschaft in etwa der Beschreibung anpasst, mache ich mich fortan zu Fuß auf den Weg und lasse „die Kiste“ einfach an der Straße stehen, um 30 sinnlose Minuten später doch zu kapitulieren. Am Ende war die Lösung nur 1 Meile östlich entlang der Hauptstraße entfernt, denn es gibt noch ein zweites Schild, welches direkt zum Trail der Fisher Towers führt und an einem kleinen Parkplatz endet. „Hier beginnt der Trail“ steht da auf einem Schild, doch auch diesmal lande ich nach 10 Minuten in einer immer enger werdenden Schlucht und überlege die ganze Zeit, wie denn der Typ hieß, der sich im Canyon böse den Arm eingeklemmt hat und schließlich amputieren musste. Aber man lernt dazu und beginnt einfach wieder von vorn, so dass der nun folgende 3-stündige Trail zu den Höhepunkten meiner Reisekarriere zählen dürfte.
Leicht ansteigend führt der Weg zunächst durch ein ausgetrocknetes Flussbett, um sich dann im Slalom entlang der grandiosen Sandstein-Kathedralen zu schlängeln, die hier bis zu 300 Meter (der Titan) in die Höhe schießen. Der Pfad ist nicht immer einfach auszumachen und wird hin und wieder von Steinmännchen abgelöst, die sich einen Spaß daraus machen, mich ins Outback zu befördern.
Doch nach ungefähr 1,5 Stunden erreicht man ein Aussichtsplateau, welches auf aussichtslose Art versucht, dieses rötlich funkelnde Amphitheater in seiner Gänze abzubilden. Es ist einfach nicht möglich und so knipse ich mir den Jahresvorrat für den Instagram Account zusammen und staune über den einsamen „Climber“ der sich an einem Überhang am größten Einzelfelsen ausprobiert.
Wer ein wenig Kletterinspiration sucht, der gebe einfach mal bei YouTube „Climbing Ancient Art“ ein und kann sich über feuchte Finger und abgeknabberte Nägel freuen. Ich erfreue mich jedenfalls lieber an den letzten Sonnenstrahlen auf der Sorrel River Ranch und philosophiere mit Jeff VanCleve, über die landschaftlichen Höhepunkte Utahs.
„Wenn du irgendetwas über diese Gegend erfahren willst, wenn du nach unbegangen Pfaden suchst, wenn dich das große Abenteuer reizt, dann bin ich dein Mann“. Ja, Jeff muss es wissen, denn schließlich ist er von Beruf hier der Adventure Supervisor und eine schönere Gegend, um diesen Job auszuüben, kann ich mir kaum vorstellen. Und hey, einer muss den Job ja machen, geht mir ja nicht anders.
Dieser Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung der Sorrel River Ranch. Einen ausführlichen Bericht zur Ranch könnt ihr auf meinem Blog PremiumEscapes nachlesen.
Noch mehr Hiking gibt es in meinem Bericht über die berühmte Phantom Ranch im Grand Canyon.
Die Bilder sind fantastisch. Ich war bisher zwar eher mit dem Traum erfüllt mal mit einem Ford Mustang über die Route 66 zu fahren, aber wenn man das so sieht braucht man als Zweitauto wohl einen Geländewagen… 😉
[…] mehr Wild-West-Feeling gibt es in meinem Bericht über die Sorrel River Ranch in […]