Ich sitze in einem Camp in Afrika, am Fuße der Rongai Berge, mein Blick wandert über die weite Ebene der Serengeti, im Hintergrund läuft der Original Score von John Barry und ich lasse die letzten vier Tage Revue passieren.
Der erste Tag beginnt mit einem panischen Aufschrei und ich weiß sofort, entweder hat sich meine Frau an dem Rinnsal von Dusche verbrannt oder wir haben Besuch aus dem Terrarium.
Und tatsächlich hat sich eine „Monsterspinne“ hinter dem Handtuch versteckt und okkupiert ganz selbstbewusst das Bad im Outpost Hotel von Arusha. Da hast du einfach keine Chance, da kannst du nur das Handtuch werfen und ab sofort Dusche und WC zum Sperrgebiet erklären, denn an entspanntes baden oder rasieren ist nicht mehr zu denken. Passt ja ganz gut zum heutigen Tag, da der Jeep von Novi Travel bereits am Eingang wartet, um uns zum Tarangire Nationalpark zu bringen, der südwestlich von Arusha in der Nähe des Manyara-Sees liegt.
Nach einem lohnenden Zwischenstop auf einem der zentralen Märkte der Stadt, auf dem mehr Umdrehungen als in einem herkömmlichen Bienenstock gemessen werden, verläuft der Highway mitten durch Massai-Gebiet und man trifft immer wieder auf Hirten, die gekleidet in ihren traditionellen Shukas, ihre Rinder- und Ziegenherden über die Steppe treiben. Ergänzt wird das Landschaftsbild durch die mächtigen Baobab-Bäume, die teilweise über 200 Jahre auf dem Buckel und einen Durchmesser von über 10 Metern haben.
Es könnte endlos so weitergehen, doch nach 2 ½ Stunden haben wir den Eingang zum Nationalpark erreicht und unser Jeep wird zunächst mit einer Chemikalie eingesprüht, die uns die Tsetsefliegen vom Leib halten soll. Diese waren übrigens auch der Grund, warum der Tarangire bereits 1970 ohne Einspruch zum Nationalpark ernannt wurde. Hier wollte sich einfach kein Mensch niederlassen, dafür die Tiere umso mehr.
Bereits an der ersten Wasserstelle sagen sich Elefant, Gnu und Impala Guten Durst und ich sehe auf einen Schlag mehr Tiere, als auf den meisten Safaris in Südafrika. Das Paradies liegt also mitten in Afrika und verwöhnt mich für die nächsten 6 Stunden, die nicht immer mit dieser Tierdichte mithalten können. Die Szenerie ist einmalig und recht schnell sammele ich Büffel, Löwe und Gepard ein.
Über Zebra, Giraffe und Warzenschwein brauchen wir gar nicht erst reden, alles da, alles im Überfluss und landschaftlich ist der Tarangire sowieso erste Sahne, so dass der krönende Abschluss mit einer Elefantenfamilie, die unseren Weg kreuzt, nicht besser gemalt hätte werden können. Etwas außerhalb des Parks liegt das Lake Burunge Tented Camp, welches echtes „Out of Africa“ Feeling vermittelt.
Die Zelte sind wirklich großzügig mit Schlaf- und Baderaum ausgestattet und verfügen alle über eine Veranda mit Wildlife-View. Ein Mini-Impala lässt sich blicken, ansonsten bleibt es ruhig, zumindest so lange, bis wir zum Abendessen abgeholt werden, denn der Weg im Dunkeln ist unter Hyänen nicht ganz ungefährlich. Mit der Trillerpfeife im Mund, folge ich unserem Guide bis zur offenen Terrasse, auf der heute ein Spitzenmenü inklusive Live-Cooking aus dem Wok serviert wird. Die weiße Mousse zum Abschluss bringt diesen Tag zur Perfektion und so stapfe ich selig und zufrieden unter dem imposanten Sternehimmel Afrikas in Richtung Zelt-Bungalow.
Bereits um 5.30 Uhr klingelt der Wecker und mit dem Sonnenaufgang auf der Terrasse verabschieden wir uns in Richtung Ngorongoro Crater, dem vielleicht größten Zoo der Welt, in dessen Kraterrund etwa 30.000 Tiere leben und diesen Platz einfach nicht verlassen können oder wollen. Während also im Juli/August regelmäßig die Gnu-Herden nach Kenia migrieren, bleiben hier einfach alle an ihrem Platz.
Schon der Blick vom Aussichtspunkt in die riesige Salzpfanne des Ngorongoro ist mehr als imposant und entsprechend ambitioniert ist die „bumpy road“ nach unten, die ohne Allrad und erfahrenen Fahrer nicht zu meistern ist. Unten angekommen gibt es dann das volle Programm aus Wasserbüffeln, Gnus, Zebras, Impalas, Antilopen und Löwen. Und zwar alles wild durcheinander, so als hätte Noah gerade seine Arche ausgeladen. Da es viele Bereiche ohne jegliche Vegetation gibt, sind die Tiere gut zu erkennen, auch wenn sie sich nicht immer an die Straßennähe-Verordnung halten.
Genauso verhält es sich mit den Löwen und Hippos, die einfach nicht auf das fahrende Fast Food in den zahlreichen Jeeps reagieren und einfach den Tag verschlafen. Zeit für die Lunchbox, die man uns individuell im Lake Burunge Camp zusammengestellt hat. Etwas irritiert bin ich dann vom Brauch unseres exzellenten Guides Amani, der mir einfach sein hartgekochtes Ei an die Stirn schlägt und meint, damit lässt es sich leichter abblättern. Gilt übrigens anschließend auch für die Haut, die mir von der sonnenverbrannten Beule jetzt deutlich besser abgeht. Ich schaue ein paar Nilpferden beim Baden zu und genieße die biblische Kulisse, immer anders, immer friedlich, immer so, wie die Welt einst war und vielleicht nie wieder sein wird.
Dann geht es endlich in den vielleicht berühmtesten Nationalpark der Welt, der Serengeti, die bekanntlich nicht sterben darf und mit einem abermals veränderten Landschaftsbild aufwartet, welches eher einer weiten Ebene gleicht. Wir fahren locker 30 Minuten ohne das auch nur das kleinste Impala aufkreuzt, bevor der Jeep mächtig in die Bremsen geht und vor uns zwei Geparden einen organisierten Beutezug zelebrieren.
Keine 3 Meter entfernt, liegt die Katze im Dickicht, spannt ihre Muskeln an und scheint Witterung aufgenommen zu haben, weit bevor das menschliche Auge auch nur den Hauch von Beute wahrnimmt. Und tatsächlich, versucht eine Impala-Herde die Straßenseite zu wechseln und läuft direkt in die Falle der beiden Raubtiere, die mit 120 km/h die Geschwindigkeitskönige im Park sind. Während der eine Gepard im vorderen Teil der Herde ordentlich Druck macht, wird hinten einfach ein Impala „weggesnackt“ und zwar so schnell, dass meine Kamera unfähig ist, hier mitzuhalten. Darwin hätte seine helle Freude, an dieser Machtdemonstration des Stärkeren, gehabt. Je weiter wir nun in die Serengeti hineinfahren, desto mehr zeigt sich das Leben in Form grüner Oasen, in deren Tümpeln unzählige Nilpferde reglos im Wasser stehen.
Dazu gibt es die Kopjes, kleine Ansammlungen von Granitfelsen, die immer wieder aus dem Gras hervorstechen und von Klippschliefern und Löwen als „chillout area“ genutzt werden sowie die typisch afrikanischen Akazien, die meinem ersten Leoparden eine wunderbare Hängematte bieten.
Bis auf Nashörner läuft mir alles vor das Objektiv, wenn auch nicht so üppig und intensiv wie im Ngorongoro Crater, dafür ist der Löwenanteil, mit über 5.000 Exemplaren, hier deutlich höher.
Der Abend findet mitten in der Wildnis statt und ist die größte Open Air Bühne der Welt mit Namen Kati Kati Tented Camp, welches gerade mal über 12 Zelte verfügt, die durch Nichts und Niemanden vor den wilden Tieren geschützt werden.
Von daher gelten auch besondere Sicherheitsmaßnahmen, wie zum Beispiel der bewachte Weg zum Dinnerzelt oder die Trillerpfeife bei Notfällen. Aber bitte erst pfeifen, wenn sich der Löwe bereits im Arm verfangen hat, mahnt uns Camp-Manager Joseph, schließlich wollen wir keinen Fehlalarm auslösen. Wifi? Mildes Lächeln. Dusche? Klar, auf Bestellung. Dann wird ein Kessel heißes Wasser aufgesetzt und in den Zelt-Tank gekippt. Danach zieht man an zwei Strippen und lässt sich spärlich berieseln. Strom? Mit dem Generator gibt es zwischen 17 und 21 Uhr Energie, die du für deine Powerbank nutzen kannst. Drinks? Oh ja, eiskaltes Bier, das haben wir.
Und so trinke ich mein Serengeti am offenen Lagerfeuer und erinnere mich an die Löwenfamilie mit den fünf Jungen, die direkt vor meiner Kamera posierte, an die Giraffen, die majestätisch über die weiten Plains nach hochwachsenden Sträuchern Ausschau hielten, an die riesigen Zebraherden, welche längst wieder aus der Masai Mara zurückgekehrt sind, an die Elefanten, deren Weisheit und Geduld uns ein Vorbild in dieser schnelllebigen Zeit sein sollte und natürlich an die letzte Nacht, als eine mächtige Wasserbüffelherde mitten durchs Camp spaziert ist.
Die Serengeti ist vielleicht das letzte Eden, welches es zu schützen und zu bewahren gilt. In meinem Herzen wird diese Landschaft für immer einen großen Platz einnehmen und mich wiederkehren lassen. Zu einer anderen Zeit, an einen anderen Ort. Ich sitze in einem Camp in Afrika, am Fuße der Rongai Berge…
Dieser Artikel entstand mit freundlicher Unterstützung von Novi Travel.
Solltet ihr Hilfe bei der Auswahl von Agenturen oder Hotels in Tansania brauchen, könnt ihr mir gerne eine Privatnachricht schreiben: info(at)turnagain.de
Hier geht es übrigens zu meinem Artikel zur Besteigung des Kilimandscharo.
Wunderschön, tolle Aufnahmen und vor allem die Beschreibungen, super gelungen, danke
[…] Heimat für die kommenden Nächte, die ich nach 6 Tagen Kilimandscharo-Besteigung und 5 Tagen Safari wirklich herbeigesehnt habe. Marketing-Managerin Marta, die meinen Aufenthalt aus ihrer polnischen […]
[…] Noch mehr Expeditionen ins Tierreich gibt es in meinem Artikel über die Serengeti. […]
[…] Hochplateau auf 1.964 Metern gleicht ein wenig dem Ngorongoro-Krater in Tansania, auch wenn es hier natürlich keine Löwen, Giraffen oder Zebras gibt. Dafür jede […]