Das Land der Maya erstreckt sich auf einer Halbinsel im Golf von Mexico und ist so eine Mixtur aus Kultur und All-Inclusive-Programm. Bisher war ich dem mexikanischen Spring Break ja immer recht skeptisch gegenüber eingestellt, aber nach Machu Picchu im letzten Jahr, wollte ich Chichén Itzá und die Riviera Maya unbedingt von meiner Bucket List streichen.
Also ab nach Yucátan, ab nach Merida und zunächst zu den eher „einsameren“ Kulturstätten im Nordwesten des Landes.
Mit dem Mietwagen läuft es erstaunlich gut, sieht man einmal von der Qualität der angebotenen Fahrzeuge ab. Dadurch, dass quasi an jeder Seite größere Schrammen, Kratzer und Dellen auszumachen sind, fährt es sich ganz ungeniert. Die Straßen sind in einem ausgezeichneten Zustand, die Beschilderung ist absolut ausreichend und es gibt sogar eine Autobahn, die quer durchs Land von Cancun nach Merida führt. Ich bewege mich zunächst auf der Puuc-Route im Westen Yucatáns und kann mein Pech kaum fassen. Die Vegetation zeigt mir, dass sie auch mal gut ein Jahr ohne Regen auskommen kann. Doch anscheinend nicht heute. In Uxmal plätschert es in Strömen und so düse ich direkt weiter ins 14 Kilometer entfernte Kabáh, wo ein mächtiger Palast aus 12 Plattformen und Altaren durchs Geäst blitzt.
Nur ein paar wenige Touristen haben sich hierhin verirrt und so kann man zwischen den Ruinen wunderbar umherlaufen. Immer wieder lassen sich Schwarz-Leguane blicken, die hier bis zu einen halben Meter messen. Nur 7 Kilometer weiter südlich liegt der „Ort der Ameisen“ oder besser die Maya-Ruinen von Sayil. Ein reich verzierter Palast mit ursprünglich 90 Zimmern, steht völlig verlassen mitten im Urwald.
Hätte ich jetzt bloß mal Lederjacke und Peitsche dabei. Die Ruinen von Xlapak schenke ich mir, starte stattdessen meinen zweiten Versuch in Uxmal. Kaffee wäre allerdings nicht schlecht und wo kann es einen besseren geben, als in einem Schokoladenmuseum. Was allerdings aus der Maschine entweicht, ist die Verwässerung einer längst vergangenen Epoche. Das war mal Kaffee, ganz früher. Und das waren auch mal Schokokekse. Ganz, ganz früher. Denn mittlerweile umzieht eine dezente Schimmelschicht, das nicht mehr ganz so frische Backwerk. Ich wende mich mit Grausen, nur um danach von Maya-Kultur schier geplättet zu werden.
Uxmal, mit seiner gewaltigen Pyramide des Zauberers, haut selbst den größten Kulturbanausen aus den Socken. Die ca. 12 € Eintritt sind top investiert, denn die Anlage ist riesig und bietet sogar einen Ballspielplatz mit Stadionatmosphäre. Alles zwischen 900 und 1100 n.Chr. erbaut, was ich erstaunlich spät finde.
Bei derlei Überwältigung konnte Chichén Itzá eigentlich nur verlieren, dass es dann aber sofort absäuft, hätte selbst ich nicht gedacht. Nichts gegen Kommerzialisierung, aber was im Ausgrabungsgelände so an Souvenir-Ständen die Wege versperrt, ist eine bodenlose Frechheit. Der Blick ist ständig abgelenkt, die Ohren taub durch irgendwelche Mundorgeln, die wohl einen fauchenden Maya-Panther imitieren sollen. Spätestens hier und jetzt muss die UNESCO eingreifen, sollte sie auch nur irgendeinen Zweck, außer der Zertifikatsvergabe, erfüllen. Dazu kommen die Massen an Hobby-Archäologen mit Bierbauch und Fußballtrikot. Leider oder gottseidank, lassen sich die Stätten seit dem Jahr 2005 nicht mehr betreten. Alles ist eingezäunt und gut abgeschirmt vom umherstreifenden Mob. Dadurch lässt sich das Uxmal-Gefühl zu keiner Zeit reproduzieren und von mystischer Atmosphäre kann erst recht keine Rede sein.
Schade, denn insbesondere die 30 Meter hohe Pyramide des Kukulkán ist wirklich sensationell erhalten und steht wie ein uneinnehmbarer Artefakt inmitten des Geländes.
Vielleicht ist es ja in Coba etwas anders. Das recht weitläufige Gelände ist nur etwa 40 Kilometer von der karibischen Küste entfernt und obwohl abseits der klassischen Bustouren, quälen sich unzählige ungeübte Buffet-Akrobaten die 120 Treppenstufen auf die Spitze von El Castillo, einer Pyramide, die von Mayapriestern für Blutopfer verwendet wurde.
Heute gibt es nur Schweiß- und Kalorienopfer und so ist Coba wohl die einzige Ausgrabungsstätte, die man mit dem Mountainbike oder Fahrradtaxi besichtigen kann.
Wer glaubt Chichén Itzá ist überlaufen, der hat definitiv keinen Versuch in Tulum unternommen. Die berühmte Mayastätte mit Meerblick quillt über vor gelangweilten Tagesbesuchern. Die Pfade sind recht schmal und alle paar Meter trifft sich eine Gruppe samt Führer zur Lagebesprechung. Fotos lassen sich nur unter extremen Bedingungen machen. Und das ist wirklich eine Tragödie, denn die Siedlung ist spektakulär gelegen und für 70 Pesos vergleichsweise günstig zu haben.
Ein Besuch Yucatáns ohne einen Abstecher zu einer Cenote wäre als grob fahrlässig einzustufen. Also entscheide ich mich für die Cenoten X´kekén und Samulá auf meinem Weg nach Tulum. Die erstere erinnert eher an eine Tropfsteinhöhle mit unterirdischem See. Das charakteristische Loch an der Decke ist hier recht klein, so dass nur wenig Licht einfällt. Deutlich spektakulärer ist da schon die Cenote Samulá, mit ihrem gigantischen Höhlenraum.
Das grüne Wasser leuchtet wie ein Smaragd und überredet mich letztlich doch. Also rein in die Badehose und ab ins eingestürzte Kalksteinloch.
Die Riviera Maya ist berühmt für ihre weißen Strände und das klare türkisfarbene Wasser. Da es keine Airbnb-Villa direkt am Strand gab, traf es am Ende doch eine der All-Inclusive-Anlagen. Das Dreams Tulum Resort & Spa gibt sich jedoch große Mühe, trotz der 400 Zimmer, Karibik-Atmosphäre zu erzeugen.
Die Zimmer sind sehr großzügig, die Pools cool bis zur Beleuchtung und der Strand ist perfekt geharkt. Morgens werden sorgfältig alle Algenreste entfernt und begraben. Fehlt nur noch die Kapelle. Für den Abend wählt man zwischen drei wirklich exzellenten Restaurants und kann sich schon am frühen Morgen der Cocktail-Karte widmen. Und ja, ich gebe zu, die sind auch noch richtig gut. In diesem Sinne Viva Mexico.
Hier geht es übrigens zu meinem Bericht über das wunderschöne Merida im Norden Yucatáns.