Ich gebe es ja zu, Rio de Janeiro ist nicht so wirklich meine Stadt. Die Erwartungshaltung war, nach den Bildern der WM 2014, enorm. Von daher konnte eigentlich nur der Kollaps folgen. Doch ich will mal nicht ungerecht sein, denn von oben betrachtet, gehört Brasiliens Vorzeige-Metropole sicherlich zu den „Schönsten“ auf der Welt.
Es gibt so viele Inseln und Hügel, immer wieder garniert mit erstklassigen Sandstränden, dass man als Deutscher schon etwas neidisch werden kann.
Geht man dann aber ins Detail und achtet aufs Stadtbild, dann ist Rio de Janeiro meist abgenutzt, zerfallen, widersprüchlich und schmutzig. Selbst die berühmten Brazilian-Bikini-Girls haben ordentlich zugelegt oder die Copacabana längst verlassen.
Aber es gibt auch Highlights wie zum Beispiel das neue Museu do Amanhã, welches stark an die futuristischen Museumsbauten im spanischen Valencia erinnert.
Der Platz direkt am Hafen ist perfekt gewählt, lädt zum Flanieren ein und verschafft somit etwas Ruhe im Sturm. Denn Rio ist laut, wuselig, die Straßen ständig verstopft. Selbst für kurze Taxifahrten braucht man locker 45 Minuten, ohne sicher gehen zu können, dass der Fahrer dann auch das Ziel kennt. Deshalb die Destination immer in gedruckter Form vorlegen. Lustige Beobachtung: Nachts scheinen Rote Ampeln nicht zwingend bindend. Zumindest fuhr unser Taxifahrer auf Sicht, nicht auf Zeichen.
Das Centro an sich, ist aber einen Besuch wert. Ich lasse mich am Teatro Municipal, der Oper, aussetzen und streife durch die Straßen. Rund um die Estacao Uruguiana befindet sich ein Markt mit unzähligen angebundenen Geschäftsstraßen. War man jedoch vorher in Peru oder Ecuador unterwegs, wird man eher enttäuscht sein, aufgrund billiger Elektronikstände und der üblichen Imitate bekannter Marken.
Auch das Publikum wirkt etwas düster und da lasse ich mich, aufgrund der ganzen Warnungen bezüglich Diebstahl & Co., lieber auf die andere Straßenseite fallen und schaue mir gleich drei Kirchen rund um die Igreja de Nossa Senhora da Candelaria auf einmal an. Nett, aber so richtig vom Hocker haut mich das alles nicht, also weiter durch die nostalgischen Gassen rund um den Hafen von Rio de Janeiro. Hier ist gerade Lunchtime und alles sitzt auf der Straße, tanzt, musiziert und genießt fettiges Fleisch. Dazu ein Bierchen und die Welt sieht schon wieder anders aus. Zumindest fühle ich ein wenig von der brasilianischen Lebensfreude. Auch wenn sie am Ende immer auf Kommerz ausgerichtet ist.
Ich ziehe die Notbremse und gehe aufs Ganze. Taxi zum Zuckerhut, dem Wahrzeichen der Stadt. An der Seilbahnstation ist erfreulicherweise wenig los und man bekommt sofort Tickets für die zweistufige Fahrt auf den ca. 400 Meter hohen Prestigehügel.
Die Pendelbahn sieht aus der Ferne wirklich spektakulär aus, da sie gänzlich ohne Stützfeiler auskommt. Die Fahrt selbst ist dann aber überraschend spannungsfrei. Zunächst geht es auf den 226 Meter hohen Morro da Urca, von dem man schon einen wunderbaren Blick auf die Stadt hat. Natürlich gibt es hier auch ein Top-Restaurant sowie diverse Merchandise-Stores. Aber ich will weiter, direkt zur nächsten Seilbahn auf den Zuckerhut.
Ein Mix aus Sonne und Wolken begleitet mich, wobei Letztere auf dem Gipfel die Oberhand behalten. Immer wieder ziehen Rauchschwaden über die Plattform, die von dichtem „Regenwald“ umrankt wird. Zwischendurch blitzen dann die Goldstrände Copacabana und Ipanema durch. Auf dem Rückweg geht es zum Sundowner zur Bar Urca, direkt unterhalb des namengebenden Morro da Urca. Hier kauft man sich sein Bier oder Wein und setzt sich an die gegenüberliegende Promenade, um den Sonnenuntergang über der Bucht von Botafogo zu genießen. Ab und zu blitzt sogar der weiße Christo Redentor vom über 700 Meter hohen Corcovado durch.
Doch der eigentliche Höhepunkt findet dann einige Kilometer weiter südlich in Leblon statt. Hier liegt das beste Fleisch-Imperium der Stadt, die CT Boucherie. Das Restaurant verfügt nur über gut 40 Plätze und nimmt entsprechend keine Reservierungen entgegen. First come first serve. Und wir haben Glück und ergattern einen Platz direkt am Fenster.
Nach dem Salat des Hauses sieht der Tenderloin-Teller zunächst ziemlich einsam aus. 200 Gramm Steak verteilen sich doch recht überschaubar auf dem weißen Porzellan. Dann folgt allerdings eine Arie an Beilagen, die immer wieder frisch aus der Pfanne am Tisch kredenzt werden. Gefühlt wuseln 8 Kellner um dich herum, um mit immer wieder neuen Kartoffel- und Gemüsevariationen aufzuwarten. Sensationelles Konzept, bester Geschmack. Schlägt die Münchner Institutionen Goldenes Kalb und The Grill um Längen. Habe ich etwa den Brownie am Ende der Verzehr-Schlacht vergessen? Nein, an den werde ich mich mein Leben lang erinnern.
Als Hotel kann ich euch guten Gewissens die „Alte Dame“ Belmond Copacabana Palace empfehlen. Die Zimmer sind ordentlich, die Lage direkt am Traumstrand kann kaum besser sein.
Und nach ein wenig sonnenbaden, folgt der angebliche Höhepunkt eines Stadtbesuchs. Die Tour auf den Granitbuckel Corcovado, der im Tijuca-Nationalpark liegt. Mein erster Versuch, scheitert am frühen Morgen schon an der Talstation. „Zero View“ sagt die Angestellte am Counter. Nett, aber frustrierend. Doch ich komme am Nachmittag wieder und lasse mich mit dem Mini-Van bis an den Sockel der Christus-Statue bringen.
Der Blick auf die Stadt ist überragend, auch wenn hin und wieder mächtige Wolken durchsegeln. Von daher herrscht hier ein Klima-Mix aus T-Shirt und Daunenjacke. Ich genieße das Schattenspiel und spüre ein wenig von der Anziehungskraft der künftigen Olympia-Stadt.
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[…] fahren, die sich eindrucksvoll in den blauen Himmel schält und ihrem berühmten Bruder in Rio de Janeiro in nichts nachsteht. Was für eine toller Platz für den Sonnenuntergang, was für eine vielseitige […]