Irgendwo zwischen Nord- und Südamerika liegt Panama City. Und genauso fühlt es sich auch an. Verrückte Wolkenkratzer, die ungezügelt in den Himmel wachsen, treffen auf Chaos und Abenteuer in den Schluchten dieser Stadt.
Doch der Reihe nach. Knapp 11 Stunden braucht die nagelneue Boeing 777 von Amsterdam nach Panama. Aber ich muss die Kollegen der KLM direkt mal loben. Der Pilot hat mich sanft durch alle Turbulenzen getragen und der Nachtisch gehört zum Besten, was Holland je hervorgebracht hat. Die Poffertjes in Schoko-Sahne müssen definitiv mit zur EM. Einzig die Kabinentemperatur könnte man als eisig bezeichnen und so war der Touchdown bei 32 Grad im Schatten so etwas wie ein Auftauprozess für Pinguine. Für 25 $ bringt mich das Taxi direkt vor die Pforte des Waldorf Astoria. Das Hotel liegt unmittelbar an der Balboa Ave, der großen Stadtautobahn, die die halbkreisförmige Bucht umrundet. Wie nähert man sich nun diesem 1,5 Millionen-Einwohner-Sammelsurium an alten, ganz alten und ganz neuen Zentren und Sehenswürdigkeiten? Die Antwort ist simpel: Klassisch mit dem Touristenschieber, dem knallroten Citybus.
Am Multicentro geht es pünktlich um 9 Uhr morgens los und danach werden mit deutscher Pünktlichkeit sechs Stationen abgeklappert. Der Auftakt ist direkt ein Höhepunkt, der Miraflores Visitor Center am Panama-Kanal. Und jetzt zahlt sich die Internetrecherche richtig aus, denn Panama-Kanal ohne „Schiff durch Schleuse“ ist einfach nur fad. Von daher auf die Tube drücken, 3D-Film sausen lassen und direkt auf die große Dachterrasse stürmen, wo gerade ein Containerschiff durch die enge Schleuse gezogen wird.
Eines von 14.000 Schiffen pro Jahr, das den 82 Kilometer langen Wasserweg zwischen Pazifik und Atlantik zurücklegt. Etwa 15 Stunden braucht ein Schiff durchschnittlich für die Fahrt durch die Schleusen. Die Kohle muss 48 Stunden vor der Durchfahrt auf dem Konto der Betreibergesellschaft eingegangen sein. Sonst ist nix mit Schleusenpower. Es ist unglaublich spannend zu sehen, wie auf der einen Seite das Wasser abgesenkt und auf der anderen Seite der Schleuse, Wasser und Schiff hochgepumpt werden. Danach ziehen zwei kleine silberne Lokomotiven, sogenannte Mulis, das Schiff durch die Schleuse. Kann man stundenlang zuschauen, doch irgendwann, so gegen 10 Uhr, fahren erstmal keine Schiffe mehr hindurch. Also weiter mit dem „roten Bomber“ nach Flamenco Island. Der Weg führt an Frank Gehrys Biomuseo vorbei, direkt auf eine schmale Landzunge. Links und rechts schaukeln Yachten und Containerschiffe, in der Ferne locken die saftigen Hügel unzähliger Inseln. Ganz klar die karibische Seite von Panama. Am Ende der Straße ein paar einsame Bars und Restaurants.
Vielleicht ist hier abends etwas los, heute Mittag jedenfalls gehört mir die Hafenbar ganz alleine. Darauf ein Balboa, so heißt hier in Panama fast alles, warum also nicht auch das einheimische Bier? Nächster Stopp ist die Casco Antiguo, die Altstadt von Panama City.
Diese Mischung aus Havanna und Nassau ist das eigentliche Highlight der Stadt. Irgendwann hat hier wohl auch das Prenzlberg-Fieber gewütet und aus den verlassenen und vergammelten Kolonialbauten der Altstadt wurden wunderschöne Paläste, Hotels und Restaurants.
Gefühlt ist die Hälfte gerade mal fertig und genau das macht den Charme aus. So wandert man durch die alten Gassen und stößt immer wieder auf wahre Schätze, wie die Kirchen Iglesia San José oder die Iglesia La Merced. Tolle Plätze mit Straßencafés wie den Plaza Simón Bolivar oder den Plaza de la Independencia. Und natürlich die unverwüstlichen Straßenhändler. Panama-Hut zum Rollen für 30 $. Wer kann dazu schon nein sagen?
Was geht am Abend? So einiges lässt sich zusammenfassen. Zum Sonnenuntergang geht nichts über die Uferpromenade Cinta Costera. Der Blick auf die Skyline ist unbezahlbar. Rings herum wird gejoggt, gepumpt, flaniert oder einfach der Harry Krishna durchs Dorf getragen. Da ist für jeden etwas dabei. Vor dem Essen noch ein Absacker auf der Dachterrasse des Capitol Bistro Panama und danach auf ein Filete Borguinon ins mittelalterliche Las Bovedas inmitten der Altstadt.
Wem da noch die Kirsche auf der Sahne fehlt, der bucht einfach das Taxi von José. Empfangen wirst du mit den magischen Worten: „Do you like the Opera?“ Die Antwort geht bereits in den sanften Klängen von Nessun Dorma unter. Und natürlich übernimmt José höchstpersönlich die kniffligen Stellen. Pavarotti wäre stolz an diesem Abend. Mit „O Sole Mio“ hält das Opera-Taxi vor dem Waldorf und der dreifache Fahrpreis wechselt den Besitzer. Aber hey, Karten im Nationaltheater gibt es auch nicht unter 20 $. Gute Nacht Panama City, du verrücktes Biest.
Weiter geht es in Ecuador mit meinem Bericht über den Amazonas.
[…] fühlte sich Panama fast schon wie Urlaub an. Aber gut, da hatte ich auch schon Übung aus Alicante, Madrid, Berlin und […]
[…] Hier findet ihr übrigens meinen Bericht über das spannende Panama City. […]