Eine Welt in einer einzigen Stadt. Geht das überhaupt? Und ob das geht. Denn zählt man die unmittelbare Umgebung dazu, kann Kapstadt dem Reisenden wirklich ein All-Inclusive-Paket schnüren. Eine bunte, belebte Innenstadt mit aufwändigen Shoppingarkaden, sanfte Hügel mit luxuriösen Weingütern, einen Hausberg, der mal eben von 0 auf 1068 Meter in die Höhe wächst und natürlich perfekte Strände.
Über die Wassertemperatur fangen wir jetzt mal nicht an zu diskutieren. Kapstadt ist für mich jedes Mal wie „Homecoming“, was sicherlich diesmal auch an meiner Begleitung liegt. Was ist das extremste Gegenteil von Klassenfahrt? Richtig: Urlaub mit den eigenen Eltern. Warum tut man sich das an? Ich weiß es nicht. Doch wir haben es trotzdem getan. Vielleicht für all die Jahre, wo wir mitgeschleift wurden und uns irgendeinen Schmarrn anschauen mussten, auf den wir gar keine Lust hatten. Doch die „Alte Garde“ tickt da anders. Die haben tatsächlich noch Bock auf Neues, also Bitteschön los geht´s.
Fangen wir mit dem großen Manko an. Die Big Five. In direkter Umgebung gibt es am Kap leider keinen Nationalpark, der mit Büffel, Löwe, Elefant, Leopard und Nashorn aufwarten kann. Doch hey, wir sind in Afrika. Fährst du mit den Big 5 (Eltern) brauchst du auch Big 5 vor der Linse. Von daher geht es schnurstracks vom Cape Town International über Swellendam nach Mossel Bay. Das sind etwa 370 Kilometer, die in der wundervollen Umgebung recht geschmeidig dahinfließen. Das Klima ist stets angenehm, ein leichter Wind weht und wir genießen entspannte 26 Grad. Unser Ziel ist das Gondwana Game Reserve, das ich uneingeschränkt empfehlen kann.
Der 11.000 Hektar große Game-Park ist landschaftlich eine wundervolle Berg-und Talfahrt. Die sanften Langeberg und Outeniqua Mountains, treffen auf Savanne, Wasserstellen und bewaldete Gebiete. Man hat tatsächlich das Gefühl in der Wildnis zu sein. Verglichen mit dem großen Krüger Nationalpark, ist es hier landschaftlich deutlich schöner und die Tiere kommen, auf den Quadratkilometer gerechnet, in höherer Konzentration vor. Zu zweit bewohnen wir einen 240 qm Meter Bungalow mit Balkon, Terrasse, 2 Kaminen und 3 Schlafzimmern. Das hätte man auf der Website eigentlich kommunizieren müssen. Denn wir hatten mal eben das ganze Dorf angemietet und hätten locker 2 Fußballteams darin unterbringen können. Doch alleine ist man hier draußen natürlich nie. Am Moskitonetz begrüßen mich bereits käfergroße Schaben zum Gute-Nacht-Ständchen. Die mussten erstmal weg, also wurde direkt der Wildhüter gerufen. Für ihn ein zärtlicher Handgriff, ich hätte mich nicht mal mit dem Flammenwerfer dran getraut. Und überhaupt die Wege zwischen Bungalow und Lobby. Hier geht Niemand zu Fuß. Niemand. Zu gefährlich wegen der wilden Tiere. Also wurde morgens und abends die ganze Truppe in den Jeep gepackt und auf die Wohnoasen verteilt. Aus anfänglichen 2.35 Minuten zum beladen, wurden am Ende 42 Sekunden. Der Seniorensport zeigt erste Wirkung!
Langes Ausschlafen ist in der Wildnis eine Illusion. Die erste Pirschfahrt steht noch vor dem Frühstück auf dem Programm. Um 6 Uhr geht´s durch das empfindlich kalte Buschgras und siehe da, wir haben Glück. Ein Löwenpärchen samt Nachwuchs räkelt sich in den ersten Sonnenstrahlen.
Zebras und Antilopen rechne ich jetzt mal zum gepflegten Standardprogramm. Die Giraffe macht da schon einen erhabeneren Eindruck. Danach folgt der beste Programmteil, das Frühstück. Am Pool mit eigener Feuerstelle. Besser geht nicht oder doch? Denn am Nachmittag streift die 2. Pirschfahrt den abgelegenen westlichen Teil des Parks. Und wir stoßen endlich auf Elefanten und Nashörner. Face to Face mit den wahren Königen Afrikas. Auf einer abgeschiedenen Anhöhe bremst John, unser ausgezeichneter Guide, den Jeep, holt 5 Flaschen Wein heraus und lädt zum Sundowner. 5 Flaschen? Danach siehst du die Big 5 von ganz alleine.
Zurück in Kapstadt sammele ich meine erste Erfahrung mit Airbnb und zwar keine schlechte. Wenn du mit mehreren Leuten unterwegs bist, lohnt sich eine eigene Villa. Das ist deutlich persönlicher, bietet dir für den Abend eine grandiose Chance auf Barbecue und erspart dir den Anblick weiß bauchiger Touris am Pool. Den eigenen Bauch erspart es dir allerdings nicht, dafür ist das Essen hier unten viel zu gut und günstig. In Südafrika kann man es sich für wenig Geld richtig gut gehen lassen. Ein Essen zu zweit im besten Restaurant von Camps Bay für 20€ ? Kein Problem.
Doch widmen wir uns der eigentlichen Stadt. Ein guter Startpunkt für einen Rundgang ist der Company´s Garden. Die Lage ist super zentral und man hat mit der Cecil John Rhodes Statue, den Parlamentsgebäuden, zahlreichen Museen samt Blick auf den Tafelberg schon viel gesehen. Sehr gut einkaufen kann man in den Geschäften entlang der Long Street und rund um den Greenmarket Square. Da gibt es dann allerdings eher den üblichen Touristenkitsch von Holzgiraffe bis Kannibalen-Maske. Alles günstiger als an der Waterfront, doch leider auch nicht mit dem gleichen Geschick verarbeitet. Was mir jedoch am besten gefällt, ist die kunterbunte Siedlung der Kapmalaien. Das sogenannte Bo-Kaap Viertel liegt zwischen Stadtzentrum und Signal Hill und fällt sofort durch die farbintensiv gestrichenen Häuser auf.
Angeblich stellen die Kapmalaien immer noch den größten Bevölkerungsanteil hier, doch vieles erinnert an die trendig restaurierten Viertel im ehemaligen Ost-Berlin. Ein Gastro-Highlight ist das Szene-Café Truth. Hier wird der Kaffee frisch gemahlen und so schmeckt er dann auch. Dazu das spektakuläre Interieur aus Industriedesign und Kaffeerösterei. Muss man hin!
Hin muss man sicher auch immer noch zur Waterfront. Aufgrund der Lage direkt am Meer und bedingt durch das bunte Angebot an kulinarischen Spezialitäten, traditionellen Läden und Designer-Shops bietet die Shoppingmeile alles für einen perfekten Tag. Abgerundet durch die vielen guten Restaurants braucht man das Gelände eigentlich gar nicht mehr verlassen. Und das ist dann auch die große Gefahr. Besonders am Abend versiegt die Innenstadt und erwacht die Waterfront. Die hohen Sicherheitsvorkehrungen und das unbegrenzte Parkangebot machen es dem Reisenden in der Tat schwer, sich für den Abend etwas anderes zu suchen.
Doch wir wollen uns Kapstadt natürlich auch noch von oben anschauen. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten. Die kostenlose Variante mit der Fahrt auf den Signal Hill und die teure, klassische mit der Seilbahn auf den Tafelberg.
Beides hat was, wenn auch der Signal Hill ein eher privates Vergnügen ist und man sich am Table Mountain den Blick mit vielen Touristen teilen muss. Aufgrund von Wind und Wolken sind die Tage für die Seilbahnfahrt gar nicht so üppig gesät. Steht man folglich morgens mit Sonnenschein und klarem Blick auf die horizontale Felskante auf, dann sollte man nicht zögern, sondern direkt zur Seilbahnstation fahren. Mit der Panorama-Gondel ist man dann in wenigen Minuten ganz oben und genießt über einen Rundweg ein gigantisches 360 Grad Panorama. Zudem wimmelt es hier oben von Klippschliefern, kleinen Murmeltier-Ratten, die dir den letzten Keks aus der Tasche abbetteln. Leider ist es oft so voll, dass der Genuss hinten ansteht. Von daher Fotos machen und für den Sundowner zum Signal Hill fahren. Es gibt noch so viel mehr zusehen, angefangen von Robben Island, über die Weingüter rund um Paarl oder Franschhoek und der Tour ums Kap der Guten Hoffnung. Doch darum kümmern wir uns ein anderes Mal.
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