„The Big Easy“ ist zurück und das ist vielleicht die beste Nachricht, die New Orleans nach den schlimmen Folgen von Hurrikan Katrina vermelden kann. Die Stadt ist herausgeputzt wie zu besten Zeiten und versprüht eine Lebensfreude, die ich bisher in keiner anderen amerikanischen Großstadt erleben durfte. Sie hat kolonialen Charme, Südstaatenromantik, eine lebendige Kunst- und Kulturszene und sie hat den Voodoo, der noch überall spürbar ist.
Und wenn wir schon die Historie beleben, dann starten wir doch gleich beim Pontchartrain Hotel, welches inmitten des exklusiven Garden Districts liegt. Hier stehen die prunkvollen Villen, wie man sie aus unzähligen Schmachtfetzen kennt, hier hängen die billigen Perlenketten in den Bäumen, die von der letzten Mardi Gras Parade übriggeblieben sind und hier liegt mit dem Lafayette Cemetery No. 1, die erste von vielen unheimlichen Grabstätten dieser Stadt.
Mein Zimmer befindet sich im obersten 11. Stockwerk und bietet einen erstklassigen Blick auf die Skyline samt Superdome. Noch mehr Panorama geht nur von der Dachterrasse des hauseigenen Clubs „Hot Tin“, wo sich am Wochenende die Scarletts und Reds auf einen Seco Rosé treffen.
Zum Frühstück hat das Pontchartrain übrigens mit dem Silver Whistle Café auch die richtige Antwort. Ihr müsst unbedingt die Pecan Waffles mit Ahornsyrup und Creme-Butter probieren.
Direkt vor der Tür wartet jedoch schon die St. Charles Street Car, um mich für 3 $ den ganzen Tag durch die Stadt zu tuckern. Hin und wieder greift der Fahrer selbst zur Eisenstange, um die Weichen auf Weiterfahrt zu stellen. Wenn man aussteigen möchte, zieht man einfach an einer Kordel, die die ganze Tram umspannt.
Dann machen wir das doch und starten den Rundgang im aufstrebenden Warehouse District , wo sich der allmähliche Ausbau in ein Kunstareal aus Galerien, Lofts und Szene-Restaurants bewundern lässt. Allein aufgrund der feuchten Hitze, lohnt sich der ein oder andere Abstecher in eines der coolen Ateliers oder gleich der Besuch einer arktischen Shopping-Mall.
Mir wird der New Balance Store in der Outlet Collection at Riverwalk zum Verhängnis, was bei den Preisen jedoch zu verschmerzen ist. Schuhe und Sportswear liegen mehr als 50 % unter deutschen Preisen, zudem gibt es die „Louisiana State-Tax“ noch retour! Wer es exklusiver mag, findet alle Luxuslabels in den Shops at Canal Place, wo ich mich deutlich mehr für das angrenzende Parkhaus begeistern kann. Vom obersten Deck genießt man einen vorzüglichen Blick auf die Downtown und den Mississippi River. Als hätte ich es besungen, dockt gerade ein Schaufelraddampfer am Steg an und lässt ein paar Touristen ein- und aussteigen.
Das wahre Herz von New Orleans schlägt jedoch im French Quarter und wer behauptet hier stinkt es gewaltig, wie viele Internetforen den aktuellen Stand beschreiben, der war wohl lange nicht mehr da.
Die Spuren des Hurrikans sind kaum mehr sichtbar, sondern haben vielmehr zur Restaurierung der wundervollen Kolonialbauten geführt. Gerade die elegante Royal Street mit ihren vielen Antiquitätenläden ist ein Paradebeispiel für die geschichtlichen Einflüsse von Franzosen und Spaniern, die sich hier im 19. Jahrhundert die Klinke in die Hand gegeben haben. Nur eine Querstraße weiter wird aus elegantem Chic, feierfreudige Partystimmung. Auf der berühmten Bourbon Street überbieten sich die Bars mit Happy Hours und Live Bands.
Man kann sich gar nicht sattsehen an all den wunderbaren Häusern mit ihren blumenbehangenen Balkonen und Patios. An jeder Straßenecke spielt eine Jazz-Band und lädt zum Mitmachen ein. Nichts für mich denke ich, doch 2 Hurricanes im legendären Pat O´Brien´s später, tanze selbst ich auf der Toulouse Street zu den Klängen einer Blaskapelle.
„Ich muss weiter Jungs“, denn wenn schon Voodoo, dann auch richtig. In der Bourbon Street liegt der Shop der berühmten Priesterin Marie Laveau und auf dem St. Louis Cemetery No. 1 angeblich ihre Überreste. Der berühmteste Friedhof der Stadt ist leider nicht mehr auf eigene Faust zu erkunden, sondern nur per Guided Tour, die beachtliche 20 $ pro Person kostet. Und für die bin ich dann auch noch zu spät dran. Zu spät? Um 14 Uhr? „Oh ja“ muss ich erfahren „wir schließen um 3“. Ich begnüge mich mit dem St. Louis Cemetery No. 2, der nur wenige hundert Meter nördlich liegt und etwa doppelt so groß ist.
Es geht auch ohne Nadelpuppen und Hühnerkrallen. Apropos „Chicken“. Ein leicht angetrunkener Südstaatler erklärt mir bei einem Drink, dass es in New Orleans nicht darauf ankommt, was man besucht, sondern wo man isst. Und seine Empfehlung lautet klar und deutlich Commander´s Palace. Wie naiv hier in Shorts aufzutauchen, denke ich im Nachhinein und lasse mich notgedrungen auf den stylischen Ableger namens Sobou in der Chartres Street ein. Das Steak ist wirklich herausragend, wird aber durch das Hühnchen Cajun-Style im Café Amelie geschlagen.
Romantischer als im Innenhof dieser charmanten Lokalität in der Royal Street kann man im French Quarter kaum essen. „Du kommst doch nicht von hier, sondern bestimmt aus Deutschland“ unterstelle ich dem lässigen und hilfsbereiten Kellner an unserem Tisch. Woraufhin er mir ein „Boston“ entgegenlächelt, aber ein „Family in Garmick Partenkircken“ hinterherschiebt. Nach Franzosen, Spaniern, jetzt also auch noch die Deutschen. Der Abend klingt am wunderbaren Jackson Square aus, der von der imposanten St. Louis Cathedral dominiert wird.
Die Wahrsager sitzen hier mit ihren Tarot-Karten-Sets und finden ihre Opfer in Form von neugierigen Touristen. Die Zukunft sieht sicher rosig aus, genau wie die von New Orleans.
Epilog: Immer wieder wird Voodoo auch mit schwarzer Magie gleichgesetzt, was mit dem Totenkult und der Wiederbelebung längst Verstorbener zusammenhängt. Sicher alles Humbug möchte man meinen. Das hätte ich vor dem Besuch auf dem Friedhof Nummer 2 auch gesagt. Danach hatte ich ein Video mit eindeutiger Botschaft auf meinem Handy. Aus dem Nichts. Es war da und hat seine Botschaft über meinen Instagram-Account verbreitet. Voodoo 2.0 sozusagen. Also passt gut auf euch auf.
Noch mehr Sunshine Feeling gibt es in meinem Bericht über Miami.