Ich war neugierig auf Jordanien. Schließlich kursieren auf Instagram fast schon überirdische Bilder von der Felsenstadt Petra und der Wüste Wadi Rum, in der schon so viele Hollywood Blockbuster gedreht worden.
Da ich kein Fan von Reisegruppen bin, wollte ich das Land unbedingt mit dem eigenen Mietwagen erkunden, und so wurde ich direkt mal vor die erste Herausforderung gestellt, da internationale Flüge zumeist mitten in der Nacht auf dem Queen Alia International landen. Man braucht schon Durchhaltevermögen, damit man um 3 Uhr 25 am Sixt-Schalter die Unterschrift noch an den richtigen Stellen setzt, um anschließend den Wagen zu inspizieren.
Jetzt schnell ins Hotel, um noch ein paar Stunden Schlaf zu haben, bevor es weiter geht nach Petra, dem Nukleus allen Reisens in Jordanien.
Während einem unterwegs kaum ein zweiter Mietwagen begegnet, scheinen sich alle Touristen auf die Felsenstadt der Nabatäer eingeschossen zu haben. In Scharen strömen sie durch den engen Canyon „The Siq“, um nach knapp 30 Minuten vor der Filmkulisse aus Indiana Jones, der Treasury, zu stehen und einfach nur zu staunen.
Auch wenn sich gefühlt Kamele, Guides und Reisende die Klinke in die Hand geben, ist genügend Raum, um die Schatzkammer in Gänze zu genießen. Ich bin schier überwältigt von der Vielseitigkeit und Größe der Felsenstadt und mache mich auf den Weg zu den Königsgräbern und zum Amphitheater, bevor es zum krönenden Abschluss, auf einen Wanderweg zum Monestary, dem sogenannten Kloster geht.
Über 850 Stufen führen steil bergauf, bevor man endlich vor dem eindrucksvollen Kloster steht und andächtig das Meisterwerk betrachtet, welches vor rund 2.400 Jahren hier in dieser Schlucht erschaffen wurde. Wahrlich ein Ort für jede Bucketlist.
Genauso verhält es sich mit der Wüste Wadi Rum, in der Hollywood unter anderem Star Wars, der Marsianer und Lawrence von Arabien gedreht hat.
Mich verschlägt es ins wohl beste Camp der Wüste, denn die Unterkünfte im UFO Luxotel sehen in der Tat wie kleine Forschungsstationen aus, die über allen Luxus verfügen, den man sich nur wünschen kann.
Neben den großzügigen Rundzelten, die zum Teil sogar mit einem kleinen Pool ausgestattet sind, begeistert vor allem das reichhaltige Frühstück und Abendessen. Da bleiben keine Wünsche übrig, genauso wenig wie bei den Aktivitäten, die direkt vom Hotel aus organisiert werden.
Ob eine Ballonfahrt zum Sonnenaufgang, ein Kamelritt durch die Wüste oder die obligatorische Jeep-Safari – die Zahl der Abenteuer ist schier unermesslich.
Nach der Wüste geht es ans Rote Meer, wo ich mir mit dem Kempinski Aqaba, den Platzhirsch herausgesucht habe. Was für ein großartiges Hotel mit tollem Infinity Pool und eigenem Strandabschnitt.
Es gibt sogar Cocktails, Wein und Bier, was in Jordanien keine Selbstverständlichkeit ist, zudem locken zwei internationale Restaurants mit fairen Preisen und leckeren Speisen. Die Zimmer sind hell und supermodern eingerichtet, und die riesige Lobby zählt wahrscheinlich zu den schönsten, die ich in einem Strandhotel bisher gesehen habe.
Hier kann man gut und gerne ein paar Tage aushalten, auch wenn mich die Reiseroute am Folgetag bereits ans Tote Meer schickt. Die über 300 Kilometer ziehen sich etwas in die Länge, da außer Wüste, Steppe und ein paar Dörfern, nicht wirklich viel zu sehen ist. Umso größer ist die Faszination beim Anblick des milchig-blauen Sees, der 400 Meter unter dem Meeresspiegel liegt, und an den Rändern mit Salzkristallen überzogen ist.
Mit einem Platten schleife ich mich die letzten Meter zum Hotel und blicke verzweifelt auf den Reifen, indem ein dicker Nagel steckt. „Don´t worry. You´re at the Kempinski“, begrüßt mich der Concierge und verspricht mir, sich sogleich um die Reparatur des Reifens zu kümmern. Ich kann mein Glück und den außergewöhnlichen Service kaum fassen, denn am nächsten Morgen ist der Reifen repariert, ohne dass ich etwas zahlen muss.
Das ist wohl der Benefit, wenn man im Kempinski Hotel Ishtar absteigt, dem mit Abstand, besten Hotel am Toten Meer. Einem maurischen Palast nachempfunden, bewegt man sich auf der riesigen Anlage zwischen unzähligen Pools und Restaurants mit Golfwagen hin und her, um schließlich den Weg zum kleinen Privatstrand zu nehmen, der direkt am Toten Meer liegt.
Hier unten, immerhin sind wir 400 Meter unter dem Meeresspiegel, ist der Boden heiß und steinig, sodass man Badeschuhe tragen sollte, die vom Hotel bereitgestellt werden. So lange kann ich jedoch nicht abwarten, denn ich will endlich ab in den See, der mit einem Salzgehalt von 30 % etwa zehnmal so salzhaltig ist wie das Mittelmeer. Wie wird es sich wohl anfühlen darin zu schwimmen? Zunächst stapfe ich mit den Beinen ein ordentliches Stück weit ins flache Wasser und spüre jeden Kratzer auf der Haut, die sofort anfangen zu brennen. Danach versuche ich es im klassischen Brust-Stil, den ich keine drei Sekunden durchhalte, bevor ich wie ein Käfer auf den Rücken drehe und im trägen Wasser schwebe.
Ja, ich schwebe wie ein Astronaut im Weltraum, und lasse mich genüsslich treiben. Ein wahrlich außergewöhnliches Gefühl, dass durch eine Schlammanwendung mit Salz-Peeling gekrönt wird, die zwar gruselig ausschaut, aber angeblich gut ist für die Haut.
Das Kempinski Ishtar hat nicht nur das Tote Meer im Angebot, sondern mit dem Wadi Mujib auch gleich den Grand Canyon Jordaniens vor der Haustür. Die Schlucht ähnelt jedoch eher den berühmten Narrows im Zion Nationalpark, auch wenn der Fun & Adventure Charakter um Einiges höher liegen dürfte. Nicht umsonst packt man das Handy in eine wasserdichte Tasche und bekommt am Eingang eine Schwimmweste angelegt, da 80 % der Strecke im und unter Wasser liegen.
Und so verschwinden erst die Knöchel, dann die Knie, und zuletzt der Oberkörper, bis man das Wasser sprichwörtlich bis zum Halse stehen hat und schwimmen oder sich an Seilen hangeln muss, um voranzukommen.
Die Belohnung für den waghalsigen Tripp, sind atemberaubende Ein- und Ausblicke in den Canyon, sowie jede Menge Spaß und abenteuerliche Momente. Wadi Mujib ist garantiert ein, wenn nicht gar, der Höhepunkt Jordaniens, bevor es zum Abschluss der Reise in die Hauptstadt, nach Amman geht.
Hier kann ich euch das Amman Rotana Hotel empfehlen, das mit seinen 43 Stockwerken, im höchsten Wolkenkratzer Jordaniens untergebracht ist. Nehmt euch unbedingt ein Zimmer in den oberen Etagen und bucht die Rotana Lounge zum Aufenthalt dazu. Der Rundum-Ausblick aus dem 42. Stockwerk mit einem Glas Wein oder Bier in der Hand ist einfach unbezahlbar. Gleich drei Nächte verbringe ich in der Hauptstadt, da es Einiges zu sehen gibt.
Wie zum Beispiel der antike Zitadellen Hügel und das römische Amphitheater.
Oder die belebte Rainbow Street mit ihren Restaurants, Boutiquen und den pittoresken Ballons, die abends wunderbar beleuchtet sind.
Nicht weit von Amman entfernt, befindet sich die größte römische Siedlung außerhalb Italiens, so dass ein Ausflug ins antike Jerasch genauso wenig fehlen darf, wie der Abstecher zum Mount Nebo, jenem Berg, auf dem Moses stand und ins gelobte Land geblickt hat, ohne es jemals zu betreten. Überhaupt ist Jordanien ein interessantes Land, um Orte aus der Bibel zu besichtigen, wie al-Maghtas, jenem Ort, wo Johannes der Täufer, Jesus einst getauft hat. Wer möchte, kann sich während der Führung im Jordan taufen lassen, was insbesondere auf der israelischen Seite begeistert angenommen wird.
10 Tage Jordanien gehen zu Ende und die Zeit hätte kaum spannender, abwechslungsreicher und interessanter sein können. Die Fahrt mit dem Mietwagen stellt dabei, mit Ausnahme der Innenstadt Ammans, keine größere Herausforderung dar, auch wenn Polizeikontrollen allgegenwärtig sind. In der Regel kommt man mit einem Touristenlächeln ungehindert weiter und kann dieses faszinierende Land auf eigene Faust erkunden.
Der Artikel ist unseren Familien gewidmet, die uns auf dieser Reise begleitet und sie zu einem außergewöhnlichen Erlebnis gemacht haben.