Die Atacama Wüste ist eine der trockensten und einsamsten Gegenden der Erde. Aber auch eine der faszinierendsten. Für mich das absolute Highlight in Chile. Aufbruch in der Hafenstadt Antofagasta, die so etwas wie der letzte Außenposten vor der großen Einsamkeit der Mondlandschaft Atacama ist. Auf den ersten Blick ist Antofagasta eher enttäuschend, doch ein Besuch am Hafen entschädigt. Stundenlang kann man, wie die Robben und Pelikane, den Fischern bei ihrer Arbeit zuschauen.
Doch die heutige Etappe hat deutlich mehr zu bieten. Die Straßen zur Oase San Pedro de Atacama sind hervorragend. 4 WD ist an dieser Stelle definitiv nicht nötig. Wenn möglich, sollte man frühmorgens aufbrechen, um das Sonnen- und Schattenspiel auf den rötlichen Felsen des Valle de la Luna (15 km westlich von San Pedro) genießen zu können.
Die Landschaft könnte man genauso gut im Südwesten der USA vermuten. Wer es morgens nicht schafft, macht zum Sonnenuntergang definitiv auch keinen Fehler.
San Pedro selbst wirkt wie die Filmkulisse einer Inka-Siedlung und ist Anlaufstelle für sämtliche Touren in die Umgebung. Bars, Restaurants, Backpackerunterkünfte, Eco-Hotels und bettelnde Lamas. Hier kommt alles zusammen. Wer wenig Zeit hat, so wie ich, muss sich jetzt entscheiden. Also Schluss mit Individualität, rein in die Fürsorge einer organisierten Jeep-Tour. Es geht zu Geysiren und Lagunen und das alles auf über 5.000 Metern Höhe. Ein Schlepperbus bringt dich zu unchristlicher Zeit um 5 Uhr morgens zur Grenze nach Bolivien. Spätestens jetzt ist man froh einen Guide dabei zu haben. Finstere Miene, korrupter Blick, leichtes Zögern beim Abstempeln. Aber ich bin durch. Auf der anderen Seite wartet schon unser Fahrer, der vor über 12 Stunden aus seinem Dorf aufgebrochen ist, nur um uns durch den Tag zu führen. Hoffentlich gibt es hier Red Bull.
Die Luft ist bereits extrem dünn und der Kopf beginnt zu hämmern. Die Landschaft wie ein Drogentrip. Die Sonne klatscht auf die schneebedeckten Vulkane und lässt die Netzhaut brennen, das Wasser der Lagunen ein Regenbogen aus rot, blau und grün. Erster Stopp sind die Geysire von El Tatio. Etwa 40 blubbernde Geysire stellen das höchstgelegene Geysirfeld der Welt dar. Früh am Morgen, und ja, so fühlt es sich auch an, zischen die Fontänen bis zu 20 Metern in die Höhe. Der Wasserdampf der 80 Grad heißen Mini-Vulkane wärmt ein wenig. Nein, es ist nicht wie in Yellowstone, aber trotzdem beeindruckend und mit deutlich weniger Touristen-Spektakel.
Der nächste Höhepunkt wartet an der Laguna Colorada. Der See hat seinen Namen aufgrund der roten Färbung. Angeblich ist eine Algenart dafür verantwortlich und nicht die vielen roten Andenflamingos, die friedvoll in der Lagune chillen. Einfach nur sitzen und genießen. Was bei mir maximal 15 Minuten dauern darf.
Zeit für Picknick. Unser Fahrer José, deutlich über 70 Jahre, schmiert Sandwiches und schneidet Avocado und Tomate auf. Was völlig improvisiert auf der Kofferraumrampe seines Toyota-Jeeps serviert wird, entpuppt sich als kulinarische Offenbarung. So verdient man sich sein Trinkgeld. Wie schnell das Wetter umschlägt, zeigt sich dann in den nächsten 20 Minuten. Gerade noch Sonne, bei immerhin 10 Grad Celsius, zieht ein Schneesturm auf und lässt das eigentlich smaragd-grüne Wasser der Laguna Verde schnell verblassen. Runde 14 Stunden ist man hier oben auf dem Altiplano unterwegs. Und ich möchte keine einzige Minute davon missen. Als Unterkunft kann ich euch das Tierra Atacama Hotel & Spa nahelegen. Ist kein Schnäppchen (ab 500 € p. P./Nacht), aber ein Traum aus extravagantem Eco-Design und atemberaubender Aussicht auf Wüste und Vulkane. Der Blick vom Pool auf den Vulkan Licancabur ist eigentlich unbezahlbar oder eben doch.
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[…] Noch mehr Südamerika lest ihr in meinem Bericht über San Pedro de Atacama. […]