Das Tor gleitet mit einem Summen zur Seite und ich blicke direkt in die dunklen, sanftmütigen Augen von Paul. Er steht mitten in der steilen Auffahrt zum CUBE Guest House und heißt mich mit nordisch unterkühlter Miene willkommen. Und während ich mich nach den 11 Stunden und 20 Minuten Flugzeit immer noch wie ein zusammengeschweißter Fleischwürfel fühle, hat Paul seinen Trip ans Kap vor 7 Jahren ohne ein Murren durchgestanden.
Wie ein echter Mann halt oder besser, wie ein echter Retriever. Paul ist mittlerweile 63 Hundejahre alt und braucht die ein oder andere Schlaf- und Streicheleinheit, doch er ist neben seinen beiden Herrchen Dirk und Patrick der wichtigste Mann im CUBE, so jedenfalls die Aussage des wundervollen Gastgebers Dirk, der mich stolz durch sein umgebautes Guest House führt.
Am Anfang war er einfach nur ein Tourist, der sich unsterblich in die Kapregion verliebt hat und jedes Mal eine Krise bekam, wenn er wieder ins regnerische Hamburg zurück musste. Dann fragte ihn ein Freund, warum er denn überhaupt zurückfliege, wenn es ihm doch hier so gut gefalle. „Wegen meinem Boss“ entgegnete Dirk, woraufhin die Antwort kam, dass es doch eigentlich seine Entscheidung wäre und nicht die von seinem Boss. Das hatte gesessen und kurzum kündigten Patrick und Dirk ihre Jobs, um dieses Anwesen in Hout Bay zu erwerben und das Abenteuer Südafrika zu beginnen.
Nach ein paar kleineren Umbauarbeiten sind nicht nur 5 Zimmer und ein Cottage entstanden, sondern auch ein stylischer Wohn- und Essbereich, der allen Gästen zur Verfügung steht, genau wie der prall gefüllte Swimming-Pool.
„Die Wasserprobleme gehören längst der Vergangenheit an, denn die Speicher sind schon wieder gut gefüllt“ berichtet Dirk erleichtert. Besonders bei deutschsprachigen Gästen ist der CUBE begehrt, was natürlich an den beiden Gastgebern liegt, die schier jede Sehenswürdigkeit und scheinbar auch jede Lokalität rund um Kapstadt kennen. „Wenn hier etwas Neues aufmacht, müssen Patrick und ich einfach hin und klären, ob es auf die Liste kommt“ erklärt mir Dirk. „Die Liste?“ frage ich erstaunt, um sofort zu erfahren, dass die Jungs eine ganz individuelle Greatest Hits Collection der besten Bars & Restaurants zusammengestellt haben. Na, dann wollen wir den lieben Dirk mal testen und es mit dem Wunsch nach Kaffee & monster-gutem-Kuchen nicht zu einfach machen. Er zuckt tatsächlich kurz, fällt ins Grübeln, scheint bereits am Boden, um dann mit dem Geheimtipp schlechthin um die Ecke zu kommen: Die Chardonnay Deli in Constantia!
Hier gibt es wahre Gebirgsmassive an Kuchen und Torten. Probiert unbedingt den White-Cheesecake oder den Lemon-Jogurt oder den Chocolate-Cheese oder oder oder. Um einige Kalorien reicher, starte ich jedenfalls meine Reise ums Kap der Guten Hoffnung, die beim fünften Mal mittlerweile so etwas wie ein persönlicher Klassiker geworden ist und es mir erlaubt, auf Höhepunkte zu setzen. Dazu gehören auf jeden Fall die bunten Umkleidekabinen von Muizenberg und St. James, auch wenn sie mittlerweile etwas verlassen und verwittert dem immerwährenden Wind trotzen.
Ein paar Surfer zirkeln gekonnt zwischen den brechenden Wellen und genießen mit mir die Ruhe vor dem Sturm, denn der Oktober gehört zu den schönsten Monaten, da die Temperaturen schon warm, die Touristenströme jedoch noch recht mau sind. Die Pinguine von Simon´s Town spare ich mir heute und fahre direkt ans Kap der Guten Hoffnung, wo man durch eine blühende Buschlandschaft bis zum Old Cape Lighthouse fahren kann.
Hier trennen sich dann die Wege und man muss sich zwischen dem Abstieg zum Dias Beach, den spektakulären Lookouts sowie dem Lighthouse Keeper´s Trail entscheiden, der mein eindeutiger Favorit ist. Am besten aber, man macht alles drei und lässt sich von den warmen Strahlen der Nachmittagssonne verzaubern.
Schluss ist dann noch lange nicht, denn auch der Rückweg hat es mit Küstenorten wie Misty Cliffs und Kommetjie und dem weltberühmten Chapmans Peak Drive in sich.
Dieser nur 9 Kilometer lange Küstenabschnitt schafft gnadenlose 114 Kurven, die atemberaubend steil über dem Meer verlaufen und am Ende das Panorama auf die untergehende Sonne in der Hout Bay preisgeben. Dieser Anblick lässt keinen kalt, sondern trifft mitten ins Herz. Bämm!
Fehlt nur noch der perfekte Spot zum Sundowner und da fällt meine Wahl ganz eindeutig auf das Dunes Beach Restaurant in Hout Bay. Lässige Location, großartige Drinks und sensationelle Fish & Chips.
Das sieht übrigens auch der Dirk so, von dem ich mich nach zwei wundervollen Tagen im CUBE verabschieden muss, genau wie von Paul, der bereits am Frühstückstisch Platz genommen hat, fast als wolle er sagen: „Jetzt hör endlich auf zu schreiben und bestell dir lieber ein gescheites Rührei mit Schinken“.
Gesagt getan, dazu noch ein paar eigene Tipps für einen Stadtbummel durch Kapstadt und der unbedingten Empfehlung für das nagelneue Zeitz Museum of Contemporary Art Africa, kurz MOCAA, welches direkt an der Waterfront liegt. Es ist das aktuell größte Museum zeitgenössischer afrikanischer Kunst und wurde im September 2017 in einem ehemaligen Getreidesilo eröffnet. Schon das Gebäude ist ein Star, doch auch die vielen Kunstwerke und Installationen haben mich wirklich überzeugt. Mein Höhepunkt: Die makabre Projektion: „More sweetly play the dance“ von William Kentridge. Einfach Platz nehmen und die Parade vorbeiziehen lassen, wieder und immer wieder.
Dieser Artikel entstand auf Einladung des CUBE Guest House. Vielen Dank an Dirk, Patrick und natürlich Paul für die tolle Zeit am Kap.
Mehr zum CUBE Guest House gibt es in meinem Blog Design Escapes.
Was für eine tolle Unterkunft.Das werde ich sicher auch buchen,schon wegen „Paul“.
Toller Bericht. Man könnte sich sofort „Hinbeamen“
Hört sich ganz toll an, wollte schon immer einmal nach Südafrika! Wer kommt mit?
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