Das Leben eines Reisebloggers ist wirklich nicht so einfach. Vorgestern war ich noch voll eingespannt auf der Digitalmesse South by Southwest in Austin, Texas und heute gleite ich schon wieder durch frischen Powder im Ski-Paradies See in Tirol. Eigentlich könnte ich die Wohnung in München langsam untervermieten, doch als Hotelchefin Sonja meinte, ich sollte mir doch mal ihr nigelnagelneues Stadldorf mit dem bezeichnenden Namen Bergwiesenglück anschauen, konnte ich einfach nicht widerstehen.
Außen Stadl – Innen exklusives Chalet, so der Werbeslogan für die 12 Hütten-Chalets, die sich oberhalb des Dörfchens See auf einem Hang der spektakulären Tiroler Bergwelt präsentieren. Ich stehe auf dem Holzbalkon und genieße den Sonnenaufgang, während es an der Tür ganz leise raschelt.
Neugierig öffne ich einen Spalt, ohne auch nur das Geringste wahrzunehmen. Halt, nicht ganz, denn zu meinen Füßen steht eine große Zauberbox und in der befinden sich Semmeln, Käse, Schinken, Müsli, Marmeladen und frischer Kaffee. Mein Frühstück kommt zu mir und ich lasse direkt mal einen Espresso durchlaufen, um in der Zwischenzeit den großen Esstisch zu decken. Das ist schon eine große Portion an Lebensqualität, die das Stadl mit der Nummer 12 für mich bietet.
Auf 3 Ebenen befinden sich ganz unten die Sauna samt Jacuzzi, oben die beiden Schlafzimmer jeweils mit exklusivem Bad und Regendusche und im Zentrum, der gemütliche Wohn-Ess-Bereich, wo am dicken Ofen alles zusammenströmt.
Gerade für Familien ist so ein Chalet wirklich ideal, denn man kann die Räumlichkeiten mit bis zu 7 Personen nutzen. „Obwohl wir erst im September 2017 eröffnet haben, kommen manche Gäste schon zum dritten Mal zu uns“ erzählt mir Sonja stolz und verrät auch sogleich ihr Geheimnis: „Nur 20 % davon sind Skifahrer. Der Rest möchte einfach relaxen und genießt unser tolles Wellness- und Massage-Angebot, dass wir sogar exklusiv und privat im jeweiligen Stadl anbieten“.
So wie das Frühstück kommt also auch die Masseurin oder das Abendessen ins private Häuschen. Viel zu schade, denke ich mir, denn das Restaurant bietet traditionelle Köstlichkeiten für jeden Geschmack und auch Geldbeutel. Ich setze auf Hirschrückenfilets mit Preiselbeeren, die unbedingt mit einem Pflaumenschnaps abgelöscht werden müssen. Und während durch mein Bates-Motel in Austin noch ein ganzer Highway schoss, gibt es hier hoch oben im Paznauntal, nichts außer Stille unterm sternenklaren Nachthimmel.
Das könnte ewig so weitergehen, denke ich mir, doch in Anbetracht der Nähe von gleich drei Top- Skigebieten, will ich die überragende Saison auch entsprechend ausklingen lassen. „Nein“ sagt die Sonja „Du fährst jetzt mal nicht zum Ameisenlaufen nach Ischgl. Das ist heuer viel zu voll. Der Hubert bringt dich in 5 Minuten zur Talstation nach See und von da aus stehen dir über 40 Kilometer bestens präparierter Pisten zur Verfügung“.
Na gut, da wollen wir der Chefin mal nicht wiedersprechen, zumal die Sonne, entgegen aller Vorhersagen, vom Himmel grinst. Hubert gibt alles und drückt mir mit einem „viel Spaß“ meine Ausrüstung in die Hand. Noch ein Hinweis: „Auf dem Rückweg kannst du direkt zum Hotel schlittern, einfach zweimal links an der Talabfahrt und dann stehst du auch schon vor deiner Stadl-Tür“. Soweit der Hubert, jetzt aber rauf mit dem 6er Sessellift zur Panoramaterrasse auf 2.200 Metern, die von der spektakulären SkyBar dominiert wird, deren diamantdesignte Türmchen tatsächlich etwas an die James Bond Variante aus Sölden erinnern.
Keine Zeit für Drinks, denn die zumeist roten Pisten sind wirklich top beschneit und erstaunlich lang. Mein Höhepunkt ist die 7,5 Kilometer lange Rossmoss-Abfahrt, die vom 2.450 Meter hohen Gipfel, über Pisten und Serpentinen direkt ins Tal führt und einen Höhenunterschied von über 1.400 Metern zurücklegt. Das ist einfach episch und macht brutal viel Spaß, genau wie das recht neu erschlossene Gebiet um den Ascherhüttenkessel, wo seit 3 Jahren eine 8er-Gondelbahn die Skifahrer unterhalb des Rotpleiskopfs auf die Piste bringt.
Es ist nicht unbedingt die Vielseitigkeit, die das Ski-Paradies See so besonders macht, es ist eher die Länge der Abfahrten und die Einsamkeit an den Liftanlagen. „Ist was für Genießer“ meinte schon die Sonja, was natürlich auch auf den Infinity Pool in ihrem Bergwiesenglück zutrifft. Mit diesem Panorama-Bild bereits vor Augen, fahre ich gedankenlos an beiden Abzweigungen der Talabfahrt vorbei und lande nicht wie erhofft vor meiner Stadltür, sondern wieder an der Talstation in See.
Hilft nix, ich zücke das Smartphone, drücke die entscheidenden Tasten und lasse den Hubert diskret meinen Fauxpas ausbügeln. Aber den bringt so schnell nichts aus der Ruhe, genau wie die Sonja, die an 7 Tagen in der Woche, diesen einmaligen Ort mit Liebe und Engagement zu etwas ganz Besonderem macht. Servus ihr Beiden, ich vermisse euch jetzt schon.
Dieser Artikel entstand mit freundlicher Unterstützung des Stadldorf Berwiesenglück.
Wer auf coole Pools steht, der findet sicher auch Gefallen an meinem Artikel über das Hotel Eden Roc in Ascona.
Lieber Andre,
danke für den hervorragenden Text. So wie du gestern sagtest, schreiben ist deine Leidenschaft. Mach weiter so. Ich hoffe wir sehen uns nochmals im Sommer.
[…] Noch mehr Chalet-Feeling gibt es in meinem Bericht über das Stadldorf Bergwiesenglück. […]